
Reine ist ein bemerkenswertes Beispiel für die skurrilen Gegebenheiten, die an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen zu finden sind. Der kleine Ort ist an der Grenze zwischen diesen beiden Bundesländern gelegen und gehört zur Hälfte zur lippischen Gemeinde Extertal in Nordrhein-Westfalen und zur anderen Hälfte zum Flecken Aerzen in Niedersachsen. Die etwa 100 Einwohner leben sowohl im westlichen als auch im östlichen Teil des Dorfes und erleben täglich die besonderen Herausforderungen eines geteilten Lebens.
Jede Seite des Dorfes hat ihre eigenen Gegebenheiten: Reine hat zwei Postleitzahlen, zwei Bürgermeister und sogar unterschiedliche gesetzliche Feiertage, was nicht selten zu Verwirrungen führt. Während Fronleichnam ein Feiertag in Nordrhein-Westfalen ist, wird der Reformationstag nur in Niedersachsen gefeiert. Laut Kreiszeitung kommen die Müllabfuhr und der öffentliche Nahverkehr an unterschiedlichen Tagen auf die beiden Seiten des Dorfes, was die logistische Planung für die Anwohner erheblich kompliziert.
Geografische und historische Fakten
Das Dorf Reine liegt auf einer Höhe von 236 Metern über Normalnull im malerischen Weserbergland und ist von den Gemeinden Bösingfeld, Aerzen und Hameln umgeben. Bösingfeld ist etwa 5 Kilometer nordwestlich, Aerzen 7 Kilometer östlich und Hameln 16 Kilometer nordöstlich von Reine entfernt. Im 13. Jahrhundert wurde die Grafschaft Sternberg von der Gesamtherrschaft Schwalenberg abgetrennt, was zur Festlegung der heutigen Grenzlinie zwischen den Bundesländern führte. Dieser historische Grenzverlauf hat sich bis heute weitgehend erhalten, sodass die Teilung des Dorfes nicht nur eine geografische, sondern auch eine historische Dimension hat, wie in der Wikipedia) detailliert beschrieben wird.
Bemerkenswert ist auch der lokale Friedhof, der sich auf der NRW-Seite befindet, jedoch allen Einwohnern zugänglich ist. Darüber hinaus gibt es auf beiden Seiten Reines eine Kirchengemeinde, deren geschichtlicher Zusammenhang durch verschiedene Streitigkeiten zwischen Herrschern im Jahr 1560 geprägt ist, als sich die Kirche auf der Grenze der beiden Gebiete befand. Auch die früheren Bauten, wie das kirchliche Gebäude, das vor 1226 erwähnt wird, sind ein Beweis für die lange Geschichte des Dorfes, die sich auch in der Bauweise von örtlichen Versammlungshäusern widerspiegelt.
Das Leben in einem geteilten Dorf
Die Bewohner von Reine müssen sich an die Unterschieden gewöhnen, die aus der Aufteilung resultieren. Der Busfahrdienst, der nicht durch das Dorf fährt, sondern an der Grenze umkehrt, ist ein weiteres Zeichen der Besonderheit dieses Lebens. Auch der Straßenbelag kann innerhalb des Dorfes unterschiedlich sein, was für Fußgänger und Autofahrer Herausforderungen mit sich bringt. Abgesehen von all diesen Eigenheiten gibt es in Reine auch einen Briefkasten und zwei Bushaltestellen, die von den Anwohnern frequentiert werden.
Die Teilung des Dorfes Reine wird von den Bewohnern sowohl als Besonderheit als auch als Herausforderung wahrgenommen. Eine ähnliche Situation findet sich im Münsterland im Dorf Suderwick, das an das holländische Dinxperlo grenzt. Diese einzigartigen Grenzgegenden in Deutschland bieten nicht nur spannende Einblicke in das Leben der Menschen dort, sondern fördern auch ein Bewusstsein für die kulturellen Unterschiede innerhalb der vermeintlich gleichen Nation, wie die Liste der Grenzorte in Deutschland aufzeigt.