
Chinesische Investoren zeigen derzeit starkes Interesse an den möglicherweise überzähligen Volkswagen-Werken in Deutschland. Laut Merkur könnten diese Bestrebungen darauf abzielen, die Produktionskapazitäten in Europa auszubauen und gleichzeitig den Einfluss Chinas in der deutschen Automobilindustrie zu stärken. Insider berichten von Chancen für VW-Standorte, die unter Kostensenkungen oder drohenden Schließungen leiden.
Insbesondere die Werke in Osnabrück und Dresden stehen im Fokus, da Volkswagen mit Überkapazitäten kämpfen muss. Das Unternehmen hat bereits die Fertigung des T-Roc-Cabrio in Osnabrück bis 2027 verlängert, dennoch bleibt die Zukunft dieses Standorts ungewiss. Die IG Metall hat zwar Schließungspläne vorerst abwehren können, doch die Unsicherheit über künftige Investitionen bleibt bestehen. Ein möglicher Verkauf dieser Werke könnte Volkswagen einige Hundert Millionen Euro einbringen, was eine kostengünstigere Option als eine vollständige Schließung darstellen würde.
Künftige Investitionen und wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die Chinesen planen, in Europa Produktionsstätten entweder neu zu errichten oder bestehende Werke zu übernehmen. Die Initiative könnte möglicherweise auch die Umgehung von EU-Strafzöllen auf Elektroautos fördern, da die Fertigung innerhalb der EU wesentlich günstigere Bedingungen liefert. Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass chinesische Unternehmen wie BYD, Chery und Leapmotor in süd- und osteuropäischen Ländern Projekte vorantreiben, während sie gleichzeitig die politischen Rahmenbedingungen in Deutschland abwarten.
Insbesondere die Bundestagswahl im Februar wird von Brancheninsidern beobachtet, da sich die Ergebnisse maßgeblich auf zukünftige Investitionsentscheidungen auswirken könnten.
Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums äußerte die Hoffnung auf ein faires Geschäftsumfeld in Deutschland, welches als einstmals stabiler und wohlhabender Standort für ausländische Investoren attraktiv bleibt. Im Jahr 2023 wurden in Deutschland 28 Übernahmen durch chinesische Unternehmen registriert, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr darstellt, jedoch deutlich hinter den Rekordzahlen von 2016 zurückbleibt, als 68 Zukäufe dokumentiert wurden. Diese Zahlen verdeutlichen die konkurrierenden Herausforderungen und Chancen in der Region.
Herausforderungen und Marktbedingungen
Trotz des gestiegenen Interesses muss festgestellt werden, dass chinesische Investoren zunehmend zögerlich bei Übernahmen in Europa sind, was in erster Linie an der aktuellen konjunkturellen Lage in China und der angespannten geopolitischen Situation liegt. Laut einer Studie von EY fiel das Transaktionsvolumen im Jahr 2023 auf 2,0 Milliarden US-Dollar, was den niedrigsten Stand seit 2010 markiert.
Die finanziellen Herausforderungen und politischen Widerstände in Europa beeinflussen maßgeblich die Investitionsstrategien. Dennoch bleibt das Interesse an europäischen Märkten, besonders in Deutschland, hoch. Chinesische Unternehmen haben sich in den letzten zehn Jahren an fast 1.900 Unternehmen in Europa beteiligt, darunter 400 in Deutschland. Dies spricht für die anhaltende Relevanz der deutschen Wirtschaft für chinesische Investoren.