
Joe Chialo, neu ernannter Kultursenator von Berlin, hat kürzlich in einem Interview im „Spiegel“ seine Vision zur Kulturfinanzierung vorgestellt. Er betont, dass die Privatwirtschaft eine entscheidende Rolle bei der Unterstützung künstlerischer Institutionen spielen kann. Auf die Frage, ob die Privatwirtschaft den staatlichen Sparbedarf ausgleichen kann, antwortete Chialo auf die provokante Weise: „Warum nicht?“ Dies deutet auf seinen Willen hin, neue Wege für die Finanzierung von Kultur zu erkunden. Besonders lobt er die Kooperation der Berliner Philharmoniker mit der Deutschen Bank sowie die Zusammenarbeit der Staatsoper Unter den Linden mit BMW, die im Rahmen der ZDF-Sendung „Aspekte“ besprochen wurden.
Unternehmen, so Chialo, sollten nicht nur als Geldgeber, sondern als Partner in der Kultur angesehen werden. Die Zuwendung der Deutschen Bank an die Philharmoniker ist sehr spezifisch und kommt dem Education-Programm zugute. Ebenso unterstützt BMW das kostenfreie Event „Staatsoper für alle“ und weitere Projekte. Im Vergleich zur US-amerikanischen Philanthropie sind die Engagements deutscher Unternehmen jedoch noch als gering einzustufen. Chialo plant deshalb Treffen mit Intendantinnen und Intendanten, um am 20. Februar neue Strukturen in der Berliner Kulturszene zu besprechen.
Der kulturelle Hintergrund Joe Chialos
Chialo, geboren 1970 in Bonn, ging als Sohn des ehemaligen tansanischen Botschafters in Deutschland, Isaya Chialo, und seiner Mutter, Theopista Chialo, in die Geschichtsbücher ein. Er ist der erste Kultursenator Berlins mit tansanischen Wurzeln und hat einen abwechslungsreichen beruflichen Werdegang in der Kreativwirtschaft absolviert. Chialo, der auch eine musikalische Karriere begann und bei Sony Music unter Vertrag stand, gründete die Labels Airforce1 Records und Afroforce1 Records, um Künstler voranzubringen und den Austausch mit afrikanischen Ländern zu fördern.
Sein politisches Engagement begann 2016 mit dem Eintritt in die CDU. Im Jahr 2022 wurde er in den Bundesvorstand der Partei gewählt und erhielt dabei das beste Ergebnis. Nun hat er sich der Aufgabe verschrieben, die kulturelle Landschaft Berlins nachhaltig zu verändern und auf neue Herausforderungen einzugehen. Dabei wird er von aktuellen Berichten über das Sponsoring in der Kultur unterstützt, die aufzeigen, dass 88 % der Unternehmen in Deutschland Kultur fördern und dass insbesondere Unternehmen aus der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) hierin aktiv sind.
Sponsoring als Grundlage kultureller Entwicklungen
Eine Studie zum Kultursponsoring beleuchtet die Motivation und Struktur der Unternehmensförderung. Rund 93 % der befragten Unternehmen haben Erfahrungen als Sponsoren von Kulturorganisationen. Besonders häufig fördern sie Festivals, kulturelle Bildung, klassische Musik und Theater. Die Unterstützungsbeträge variieren, wobei 25 % der Unternehmen Beträge zwischen 100.000 und 500.000 Euro bereitstellen. Dies unterstreicht die Relevanz von Sponsoring für die Stabilität und Weiterentwicklung von kulturellen Angeboten.
Die Mehrheit der Unternehmen erkennt, dass Kulturförderung nicht nur der Erhaltung und Entwicklung von Kulturangeboten dient, sondern auch wichtige gesellschaftliche Ziele verfolgt, wie die Förderung von kultureller Vielfalt und Kunstfreiheit. Für Unternehmen ist es entscheidend, dass die Kulturangebote, die sie fördern, zukunftsorientiert und innovativ sind, was in den aktuellen Diskussionen um das Sponsoring und dessen Zukunft in Deutschland eine zentrale Rolle spielt.
Mit Joe Chialo an der Spitze könnte sich die Berliner Kulturlandschaft in den kommenden Jahren entscheidend wandeln. Die Kombination aus politischer Vision und der Unterstützung durch private Sponsoren hat jedenfalls das Potenzial, neue Impulse zu setzen.