
Am 5. April 2025 wird die Diskussion über die künftige Verteidigungsstrategie Deutschlands lauter. Patrick Sensburg, Präsident des Bundeswehr-Reservistenverbandes, fordert eine drastische Aufstockung der Bundeswehr auf eine Million Soldaten. Aktuell zählt die Bundeswehr lediglich etwa 180.000 aktive Soldaten, was Skepsis hinsichtlich ihrer Einsatzbereitschaft und Durchhaltefähigkeit aufwirft. Sensburg betont, dass im Kontext potenzieller militärischer Konflikte, insbesondere im Hinblick auf Russland, diese Maßnahmen dringend notwendig seien. Seine Bedenken zielen darauf ab, dass die Bundeswehr zurzeit nur drei Tage mit Munition ausgestattet ist und über zu wenige Soldaten verfügt, um in einem Ernstfall bestehen zu können. Erste Schritte zur Personalaufstockung könnten zudem durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht erfolgen, die von Sensburg ebenfalls unterstützt wird.
Ein breiter Konsens scheint sich im politischen Spektrum zu entwickeln. Die Union (CDU/CSU), die SPD und die Grünen sprechen sich für die Rückkehr zur Wehrpflicht aus, die sie als „Freiheitsdienst“ bezeichnen. Dieser könnte Bürger im Alter von 18 bis 67 Jahren in den Dienst der Bundeswehr sowie im Bevölkerungsschutz einbeziehen. Compact Online berichtet, dass eine INSA-Umfrage ergeben hat, dass 52 % der 18- bis 29-Jährigen die Wiedereinführung der Wehrpflicht ablehnen, während 28 % dafür sind. Diese Diskrepanz deutet auf ein generelles Spannungsfeld hin, in dem die jüngere Generation zunehmend kritisch auf militärische Engagements reagiert.
Politische Initiativen und Herausforderungen
Die Diskussion um die Rückkehr zur Wehrpflicht wurde insbesondere nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 laut. Diese sicherheitspolitischen Entwicklungen haben die Bundesregierung dazu veranlasst, über eine schrittweise Rücknahme der seit 2011 ausgesetzten Wehrpflicht nachzudenken. Der Union zufolge könnte eine Kontingentwehrpflicht auf freiwilliger Basis eine mögliche Lösung darstellen. CSU-Politiker Florian Hahn fordert mehr Tempo bei der Umsetzung dieser Pläne.
Zeitgleich betont Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) die Dringlichkeit einer Personalaufstockung zur Sicherstellung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Der Generalinspekteur Carsten Breuer hat angesichts eines akuten Soldatenmangels, bei dem derzeit etwa 100.000 Soldaten fehlen, bereits gewarnt. Tagesschau berichtet von einem Finanzpaket für die Bundeswehr, das Milliardenausgaben in Rüstung und Personal vorsieht.
Gesellschaftliche Wahrnehmungen und Engagement
Darüber hinaus äußern zivile Verbände Bedenken hinsichtlich der Verwundbarkeit im Bevölkerungsschutz und fordern mehr Unterstützung für Freiwilligendienste. In einem breiteren gesellschaftlichen Kontext zeigt sich, dass laut einer Umfrage 58 % der Deutschen eine Wiedereinführung der Wehrpflicht unterstützen, während 61 % der 18- bis 29-Jährigen dagegen sind.
Die Debatte wird weiterhin durch die Positionierung zahlreicher politischer Parteien und Jugendverbände beeinflusst. Der Deutsche Bundesjugendring plädiert dafür, dass junge Menschen selbst entscheiden können, ob sie einen Dienst leisten möchten. In Deutschland ist es zudem zu erwähnen, dass niemand gegen seinen Willen zum Dienst an der Waffe gezwungen werden kann und Kriegsdienstverweigerung rechtlich anerkannt wird.
Die pluralen Ansichten und die anhaltenden Diskussionen um die zukünftige Struktur der Bundeswehr sowie deren Einsatzbereitschaft zeigen, dass das Thema Wehrpflicht und Militärdienst in Deutschland noch lange nicht entschieden ist.