
In Hagen hat ein Bürgerentscheid über den Bau von Photovoltaikanlagen für Aufregung gesorgt. Bürgermeister Kay Holm (KWV) bezeichnete die Ergebnisse als ein Desaster. An den beiden Abstimmungen nahmen 345 der 392 wahlberechtigten Bürger teil, was einer bemerkenswerten Wahlbeteiligung von etwa 88% entspricht. Der erste Bürgerentscheid betraf den Bau einer Agri-PV-Anlage auf den Weiden des Galloway-Hofes Greiner, wo 191 Stimmen gegen und 154 für die Planung stimmten. Im zweiten Entscheid entschied sich die Mehrheit gegen den Bau einer Freiflächenanlage, die 60 Hektar Fläche auf Acker- und Weideland in Anspruch nehmen sollte: 217 Stimmen waren dagegen, 125 dafür.
Die Entscheidung trifft die Gemeinde finanziell hart. Holm kritisierte die Ablehnung als unsozial und warnte vor einem möglichen Verlust von Einnahmen in Höhe von 200.000 Euro jährlich. Ohne diese Gelder könnte die Grundsteuer 2026 erhöht oder freiwillige Ausgaben gestrichen werden müssen. Dies stellt die finanzielle Basis der Gemeinde in Frage, die bislang auf Zustimmung zur Energiewende setzte.
Folgen für die Landwirtschaft
Eine der betroffenen Stimmen ist Freya Kuhr, Betreiberin des Galloway-Hofes. Sie sieht ihre Existenz durch die Entscheidung gefährdet und hatte auf eine Kombination der PV-Anlagen mit Unterständen für ihre Tiere gehofft. Die Enttäuschung über das Abstimmungsergebnis ist groß, vor allem aufgrund von Fehlinformationen, die in der Diskussion verbreitet wurden. Kuhr plant nun, das Ergebnis des Bürgerentscheids überprüfen zu lassen und Gespräche mit dem Veterinäramt zu führen.
Der Hintergrund dieser Problematik wird auch in einer Veröffentlichung des Bundesamtes für Naturschutz behandelt. Dort wird die Relevanz von Agri-Photovoltaik (APV) beleuchtet, einer Kombination aus landwirtschaftlicher und solarer Nutzung von Flächen. Diese Technologie ermöglicht es Landwirten, gleichzeitig Erträge aus Landwirtschaft und erneuerbarer Energie zu erzielen, und könnte eine Lösung für den Zielkonflikt zwischen Förderung erneuerbarer Energien und Erhalt von Biodiversität darstellen. Die aktuellen Projekte zielen darauf ab, die Effizienz der Flächennutzung zu verbessern.
Bundesministerin Bettina Stark-Watzinger und Bundesminister Cem Özdemir unterstützen die Agri-PV-Technologie, die laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme die Landnutzung effizienter gestalten kann. Indem der Wasserverbrauch in der Landwirtschaft gesenkt wird, könnten Landwirte zusätzliche Einkommensquellen generieren und ihre Resilienz gegenüber Ernteausfällen erhöhen. Die Bürgerbeteiligung ist dabei entscheidend für den Erfolg solcher Projekte.
Potenzieller Strukturwandel in der Region
Die Diskussion um die Photovoltaikanlagen ist nicht nur lokal von Bedeutung. Bergendau kann als Beispiel für den notwendigen Strukturwandel in vielen ländlichen Regionen gesehen werden. Die Entscheidung der Bevölkerung spiegelt die Schwierigkeiten wider, mit denen die Energiewende in Deutschland konfrontiert ist. Trotz der Unterstützung innovativer Ansätze steht die Akzeptanz vor Ort auf der Kippe.
Holm verweist auch auf die Windkraft-Potenzialflächen in der Umgebung als mögliche Alternative zur Solarenergie, sollte sich der Widerstand gegen die PV-Anlagen fortsetzen. Die Zukunft der Energiegewinnung in Hagen bleibt angesichts der Entscheidungen der Bürger und der damit verbundenen finanziellen Konsequenzen ungewiss.