
In Myanmar hat sich die Situation nach dem verheerenden Erdbeben der Stärke 7,7 weiter dramatisch verschärft. Zehn Tage nach der Naturkatastrophe ist die Zahl der bestätigten Toten auf 3.514 gestiegen. Gleichzeitig werden noch 210 Menschen vermisst, wie die regierende Militärjunta berichtet. Die meisten der Opfer, über 2.100, stammen aus der stark betroffenen Stadt Mandalay. Angehörige und Eyewitness befürchten jedoch, dass die tatsächliche Zahl der Todesopfer wesentlich höher sein könnte, da viele Gebiete nach wie vor unzugänglich sind. Laut Weser-Kurier beeinträchtigen heftige Regenfälle seit dem Wochenende die Hilfsmaßnahmen und die Lage der Überlebenden.
Die Hilfskräfte haben mit weiteren Schwierigkeiten zu kämpfen: Zelte und provisorische Kliniken, die von internationalen Teams errichtet wurden, wurden durch Regen und starken Wind beschädigt. Meteorologen warnen vor möglichen Überschwemmungen und Erdrutschen in der Region. Die Militärführung hat zudem bekannt gegeben, dass die Rettungsmaßnahmen für die Vermissten als beendet angesehen werden müssen, was die Hoffnung der betroffenen Familien weiter dämpft.
Überlebende kämpfen ums Überleben
Die Aufräumarbeiten haben inzwischen begonnen, doch die Einsatzkräfte stoßen an ihre Grenzen. Die Leichenhallen sind überfüllt, sodass Massen-Einäscherungen im Freien zur traurigen Realität geworden sind. Der Gestank verwesender Leichname prägt die Umgebung und viele Menschen haben Angst und schlafen im Freien, um sich vor möglichen Nachbeben zu schützen. So soll die Stadt Sagaing zu schätzungsweise 80 Prozent zerstört sein, berichten Augenzeugen.
Die Kommunikation in den betroffenen Gebieten ist ebenfalls problematisch, da häufig die Internetverbindungen ausfallen, was den Zugang zu gesicherten Informationen erschwert. Diese Katastrophe trifft Myanmar zu einem Zeitpunkt, an dem das Land bereits mit den Folgen eines Militärputsches im Jahr 2021 kämpft, der zu erheblichem Chaos und Gewalt geführt hat.
Humanitäre Hilfe dringend erforderlich
Die Welthungerhilfe hat angekündigt, 100.000 Euro für Soforthilfe bereitzustellen, um die von dem Erdbeben betroffenen Menschen zu unterstützen. Henry Braun, der Landesdirektor der Organisation, berichtete von weitreichenden Schäden an Infrastruktur, einschließlich der Zerstörung von Häusern, Straßen und Brücken. Auch das Büro in Mandalay der Welthungerhilfe wurde beschädigt. Der Zugang zu Märkten ist stark eingeschränkt, und der Strom fällt häufig aus, was die Situation für die Überlebenden weiter erschwert. Laut Welthungerhilfe sind bereits 19,9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, was über ein Drittel der Bevölkerung entspricht.
Die Organisation plant, die Unterstützung mit Nahrungsmitteln, Bargeld und Hygieneartikeln auszuweiten. Vor Ort spielen lokale Dorfkomitees eine entscheidende Rolle bei der Organisation der ersten Hilfe. Myanmar hat mit einem Wert im Welthunger-Index von 15,7 ein „mäßiges“ Hungerniveau. Zudem gelten 15,2 Millionen Menschen als ernährungsunsicher und 3,5 Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben.
In diesem Kontext ist die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft von zentraler Bedeutung, um die Trails zu lindern, die die Menschen in Myanmar seit Jahren ertragen müssen. Die Welthungerhilfe, die seit 2002 in Myanmar tätig ist, setzt auf ein Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe und hat in 2024 bereits 2,4 Millionen Euro in verschiedene Projekte investiert, die mehr als 200.000 Menschen erreicht haben. Die Katastrophe erinnert eindringlich daran, dass der Bedarf an langfristiger Hilfe und Krisenintervention in Myanmar dringlicher denn je ist.