
Im idyllischen Erlbach, einem Dorf nahe Colditz, findet das Leipziger Ehepaar Theresia (40) und Matthias Landgraf (37) seit Februar 2023 ein neues Zuhause. Die beiden haben das Gebiet nach Jahren in Leipzig entdeckt, als sie auf der Suche nach einem finanziell tragbaren Eigenheim waren. Von ihrem alten Wohnort in Leipzig, der direkten Nähe zur Baumwollspinnerei im Stadtteil Plagwitz, zog es sie in die ländliche Idylle, die sie als „Bad Erlbach“ bezeichnen, geprägt von plätschernden Bächen und weidenden Tieren. In den letzten fünf Jahren sind 149 neue Bewohner, hauptsächlich aus Leipzig, nach Erlbach gezogen. Bürgermeister Robert Zillmann beschreibt die steigende Nachfrage nach Wohnraum in dieser Region als bemerkenswert. Sächsische.de berichtet, dass die Bevölkerung in ländlichen Gebieten seit zehn Jahren zunimmt und sich diese Entwicklung zunehmend bemerkbar macht.
Die Landgrafs suchten ein individuelles Zuhause und fanden ein verlassenes Haus aus dem Jahr 1850, das sie erwarben und umfassend renovierten. Diese Arbeit, an der Familie und Freunde beteiligt waren, verwandelte das Gebäude in eine Sehenswürdigkeit des Dorfes. Zunächst jedoch lebten sie in der Wohnstube des Hauses, welches anfangs ohne Strom und Heizung war. Der Umzug wurde maßgeblich durch die Corona-Pandemie motiviert, da das Paar die Freiheit auf ihrem künftigen Grundstück schätzte.
Das Leben in Erlbach
Matthias pendelt nun täglich nach Leipzig, wo ein gut ausgebauter ÖPNV für seinen Arbeitsweg sorgt. Die familiäre Situation der Landgrafs ist besonders: Ihre Tochter Clara wurde in Erlbach geboren, was als erste Geburt seit langer Zeit im Dorf gilt. Die Dorfgemeinschaft ist engmaschig und organisiert zahlreiche Veranstaltungen und Konzerte, um das kulturelle Leben zu fördern. Andrea Schmidt, eine Ur-Erlbacherin, bezeichnet die Neuankömmlinge als Bereicherung.
Erlbach bietet zahlreiche Annehmlichkeiten, darunter eine Kita für 35 Kinder, ein Waldbad, eine Milchtankstelle sowie lokale Bäckereien und Gaststätten. Trotz der ländlichen Abgeschiedenheit, mit dem nächsten Supermarkt zehn Kilometer entfernt, gönnen sich die Dorfbewohner gegenseitige Unterstützung, was den Gemeinschaftsgeist stärkt. Die Ruhe des Dorfes wird von den Landgrafs geschätzt, besonders im Vergleich zur ständigen Geräuschkulisse in Leipzig.
Demografische Entwicklungen und Herausforderungen
Die Zunahme von Familien, die von urbanen Zentren in ländliche Gebiete ziehen, spiegelt sich auch in den neuesten Berichten der Bundesregierung wider. In einem am 13. November 2024 vorgestellten Bericht wird aufgezeigt, dass ländliche Bereiche nicht nur eine niedrigere Arbeitslosigkeit aufweisen, sondern auch wirtschaftlich stabil sind, vor allem durch kleine und mittlere Unternehmen, die fast die Hälfte der bundesdeutschen Bruttowertschöpfung ausmachen. Wie Bmel.de beschreibt, stehen ländliche Regionen vor Herausforderungen wie dem Fachkräftemangel und der Gesundheitsversorgung, was die Bedeutung von Geschichten wie der Familie Landgraf unterstreicht.
Der zunehmende Zuzug zeigt, dass die ländlichen Räume attraktive Lebensalternativen zur Stadt darstellen und die Lebensqualität dort stetig steigt. Die Landgrafs, die ihre Nische in Erlbach gefunden haben, sind Teil dieses positiven Wandels, der sowohl individuelle Schicksale als auch die regionale Entwicklung beeinflusst.