
Der Klimawandel macht in Europa unübersehbare Fortschritte, und die Daten des aktuellen „European State of the Climate 2024“-Reports, veröffentlicht vom Copernicus Climate Change Service und der WMO, bestätigen diese alarmierenden Trends. 2024 stellt einen Wendepunkt dar: Es war das erste Kalenderjahr, das mehr als 1,5 Grad Celsius über dem Vorindustriestandard lag. Zudem erwärmt sich Europa seit den 1980er Jahren etwa doppelt so schnell wie der globale Durchschnitt. Diese Entwicklungen zeigen sich in einer Vielzahl von extremen Wetterereignissen und drastischen ökologischen Veränderungen.
Fast die Hälfte der Tage des vergangenen Jahres waren signifikant wärmer als der Durchschnitt, während 12 Prozent die wärmsten Tage seit Beginn der Aufzeichnungen erlebten. Der Temperaturdurchschnitt in Europa liegt im 5-Jahres-Zeitraum mindestens 2,4 Grad über dem Niveau von vor der Industrialisierung. Während Ost- und Südeuropa außergewöhnliche Temperaturen verzeichneten, erlebte Westeuropa untypisch kühle Monate.
Extreme Wetterereignisse und deren Folgen
Die Zahl der Tage mit Hitzestress erreichte 2024 Rekordwerte; insbesondere Südosteuropa war von sechs Hitzewellen betroffen. Hitze wird zunehmend als Gesundheitsrisiko wahrgenommen, vor allem für vulnerable Gruppen. Die Schätzung legt nahe, dass bei einer globalen Erwärmung um 1,5 Grad jährlich bis zu 30.000 Todesfälle in Europa durch extreme Hitze auftreten könnten. Laut WWF hat die Zunahme von Extremwetterereignissen, wie Starkregen und Hitzewellen, ihren Ursprung in der globalen Erderwärmung und stellt eine der größten Herausforderungen unserer Zeit dar.
Zu den verheerendsten Folgen zählten die in Westeuropa registrierten Extreme, mit einem Niederschlagsniveau, das eines der höchsten seit 1950 darstellt. Rund 34 Prozent der europäischen Landfläche erlebten überdurchschnittliche Niederschlagsmengen, was zu den schlimmsten Überschwemmungen seit 2013 führte. Dabei verloren mehr als 230 Menschen in Spanien ihr Leben, und schätzungsweise 413.000 Menschen wurden von Stürmen und Überschwemmungen in Mitleidenschaft gezogen, mit einem Gesamtschaden von mindestens 18 Milliarden Euro.
Veränderte klimatische Bedingungen und Anpassungsstrategien
Ein weiterer besorgniserregender Trend ist die anhaltende Gletscherschmelze in Europa, vor allem in Skandinavien und Spitzbergen. Dieses Phänomen ist ein direktes Resultat des Klimawandels. Zudem erreichte der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung im Jahr 2024 ein Rekordhoch von 45 Prozent. Seit 2019 stieg die Zahl der EU-Länder, die mehr Strom aus erneuerbaren Energien als aus fossilen Brennstoffen erzeugen, von 12 auf 20.
Um den zukünftigen Herausforderungen durch den Klimawandel zu begegnen, haben mehr als die Hälfte der europäischen Städte nationale Anpassungsstrategien zur Klimakrise entwickelt. Diese Maßnahmen sind entscheidend, um potenzielle Schäden durch extreme Wetterereignisse zu minimieren. Umweltpolitische Stellen fordern sich verstärkt auf die Notwendigkeit der Dekarbonisierung aller Sektoren und die sofortige Umsetzung ökologischer Lösungen zu konzentrieren. Dazu gehören beispielsweise die Rückgewinnung natürlicher Überflutungsflächen und die Verbesserung der Versickerungsfähigkeit der Böden.
In Anbetracht der wissenschaftlichen Erkenntnisse, die besagen, dass menschliche Aktivitäten die Hauptursache für den Klimawandel sind, ist der Handlungsbedarf dringender denn je. Extremwetterereignisse werden voraussichtlich nicht verschwinden, sondern eher an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Die Erkenntnisse des IPCC zeigen, dass ohne einen radikalen Wechsel zu nachhaltigeren Praktiken und einem verstärkten Fokus auf Klimaschutz, die negativen Auswirkungen auf unseren Planeten nur zunehmen werden.
In dieser kritischen Zeit hat Europa die Möglichkeit, nicht nur als Region zu agieren, die unter dem Klimawandel leidet, sondern auch als Vorreiter in der Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen. Ein richtiger Weg könnte über den Ausbau erneuerbarer Energien und einer umfassenden Anpassungsstrategie führen, um der verstärkten Bedrohung durch Wetterextreme zu begegnen.