
Am heutigen Tag hat der Sonderforschungsbereich „Globale Entwicklungsdynamiken von Sozialpolitik“ der Universität Bremen mit großer Freude die Veröffentlichung eines neuartigen Informationssystems bekannt gegeben. Das System, das als WeSIS – Global Welfare State Information System bezeichnet wird, bietet umfassende und interaktive Daten zur Sozialpolitik auf globaler Ebene.
WeSIS hat das Ziel, verschiedene Lücken in der Forschung zur Sozialpolitik zu schließen. Es umfasst Daten für alle Staaten mit mehr als 500.000 Einwohner:innen, deckt historische Entwicklungen seit 1880 ab und ermöglicht eine interaktive Nutzung. Nutzer der Plattform können staatliche Sozialpolitiken detailliert beschreiben, analysieren und erklären. Aktuell stehen rund 1.300 Indikatoren pro Land und bis zu 1.200 Indikatoren pro Jahr zur Verfügung, mit der Absicht, dass diese Zahl weiter wächst.
Struktur und Funktionen von WeSIS
Die Daten im WeSIS sind in drei zentrale Bereiche gegliedert:
- Die Beschreibung sozialpolitischer Programme, wie Arbeitsschutz, Alterssicherung, Gesundheitssysteme und Bildungspolitik.
- Indikatoren zu nationalen Bedingungen, die die Sozialpolitik beeinflussen.
- Daten zu globalen Verflechtungen, die die Gestaltung von Sozialpolitik bestimmen.
Der SFB 1342, der dieses Projekt seit 2018 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) vorantreibt, plant eine zweijährige Verlängerung bis Ende 2025. In der aktuellen Early-Access-Phase sind bereits erste Visualisierungen, Analyse-Tools und Länderprofile verfügbar, was das Interesse von Forschenden und Akteuren der Sozialpolitik an der neuen Plattform weckt.
Globale Herausforderungen der Sozialpolitik
Der Kontext der Veröffentlichung von WeSIS ist ebenso spannend wie die Plattform selbst. Die Diskussion um eine soziale Dimension der Globalisierung nimmt zu, vor allem im Hinblick auf die Bekämpfung sozialer Ungleichheiten. Historisch gesehen wurde der Wohlfahrtsstaat als Reaktion auf soziale Probleme in den Nationalstaaten etabliert. Doch die Frage bleibt: Kann sich eine vergleichbare Entwicklung auf globaler Ebene wiederholen?
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung beleuchtet Bob Deacon die These der „Sozialpolitisierung“ der Weltpolitik und betont die Notwendigkeit, soziale und ökologische Themen in den globalen Diskurs zu integrieren. Es wird jedoch darauf hingewiesen, dass die globale Verbreitung von Sozialpolitik aufgrund regionaler und kultureller Unterschiede als unwahrscheinlich betrachtet wird.
Zudem stehen die westlichen Wohlfahrtsstaaten unter Druck. Die anhaltende Krise des Wohlfahrtsstaates in diesen Regionen gefährdet die Zukunft sozialpolitischer Maßnahmen. Das Fehlen eines globalen Staates macht einen umfassenden globalen Wohlfahrtsstaat nahezu unmöglich, was die Effizienz und Verbindlichkeit globaler Sozialpolitik einschränkt.
Die globale Sozialpolitik könnte theoretisch existieren, jedoch ist sie durch das Fehlen einer zentralen Instanz in ihrem Einfluss begrenzt. Aktuelle Ansätze lassen sich vor allem im Kontext sozialer Menschenrechte und internationaler Standards beobachten, allerdings sind diese oft projektförmig und nicht ausreichend verankert.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass WeSIS eine bedeutende Ressource für die Forschung zur Sozialpolitik darstellt. Es adressiert wesentliche Wissenslücken und ermöglicht eine detaillierte Analyse der komplexen Dynamiken, die die Sozialpolitik weltweit prägen.