
Professorin Alice Claßen ist seit Januar 2025 als neue Professorin für Tierökologie am Fachbereich Biologie/Chemie der Universität Bremen tätig. Sie hat sich auf die Auswirkungen des Klima- und Landnutzungswandels auf die Biodiversität spezialisiert, insbesondere bei Insekten. Ihre Forschung zielt darauf ab, die Faktoren zu analysieren, die die Artenvielfalt von Insekten beeinflussen, und die Veränderungen innerhalb von Artengemeinschaften sowie die Ökosystemfunktionen zu verstehen. Claßen untersucht auch die Grenzen der organismischen Anpassungsfähigkeit in einem sich wandelnden Klima.
Ein besonderes Augenmerk legt Claßen auf den Vergleich zwischen tropischen und temperaten Ökosystemen. Ihre Erkenntnisse zeigen, dass temperate Insekten in gewissem Maße von steigenden Temperaturen profitieren können, während tropische Organismen oft an ihren thermalen Grenzen leben. Die Forschung ihrer Arbeitsgruppe „Tierökologie“ umfasst die Untersuchung der Veränderungen von Insektengemeinschaften und deren Funktionen unter dem Druck steigender Temperaturen und dem Verlust von Rückzugsräumen durch die Intensivierung der Landwirtschaft. Dies erfolgt sowohl in tropischen Regionen wie Ostafrika und Peru als auch in gemäßigten Klimazonen.
Veränderungen durch den Klimawandel
Der Klimawandel hat weitreichende Auswirkungen auf die biologischen Systeme weltweit. Laut dem Umweltforschungszentrum (UFZ) sind Klimawanderungen und Landnutzungsänderungen entscheidende Faktoren für die Verlust der biologischen Vielfalt. Die globalen Veränderungen führen zu verschobenen Verbreitungsgebieten von Arten, veränderten Ökosystemstrukturen und einer allgemeinen Abnahme der Artenvielfalt.UFZ berichtet, dass internationale Abkommen wie das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (CBD) und das Pariser Klimaschutzabkommen betonen, dass entsprechende Schutzmaßnahmen notwendig sind, um den negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität entgegenzutreten.
Die konkreten Auswirkungen sind bereits in verschiedenen Lebensräumen spürbar. In tropischen Regenwäldern, wo die Artenvielfalt besonders hoch ist, führt die Abholzung häufig zu einem Verlust an Lebensräumen, was die Anpassungsfähigkeit der dort lebenden Arten bedroht. Gleichzeitig sind in stabilen Habitaten wie den tropischen Korallenriffen oder den Bergregionen akute Risiken zu verzeichnen: Der Anstieg der Meerestemperaturen und die Eisschmelze gefährden die Biodiversität in diesen sensiblen Ökosystemen.Das Wissen erörtert, dass diese Veränderungen auch direkte Auswirkungen auf menschliche Lebensbedingungen haben, insbesondere durch Beeinträchtigungen bei der Nahrungsmittelproduktion, die durch den Rückgang der Bestäuberpopulationen verursacht werden können.
Forschung und Handlungsperspektiven
Claßens Arbeitsgruppe wendet moderne genetische Analysen an und kombiniert diese mit Messungen körperlicher Eigenschaften von Insekten sowie Laborexperimenten. Das Ziel ist, die komplexen Wechselwirkungen innerhalb der Ökosysteme zu verstehen und praxisnahe Empfehlungen für die Erhaltung der Biodiversität zu entwickeln.
In den vergangenen fünf Jahren hat Claßen die Juniorforschungsgruppe ADAPT geleitet, die sich mit den Veränderungen in alpinen Insektengemeinschaften im Nationalpark Berchtesgaden beschäftigt hat. Ihre Studien geben Aufschluss darüber, wie Insekten auf Klimaveränderungen reagieren und welche Anpassungsstrategien notwendig sind, um die Artenvielfalt zu bewahren. Der Klimawandel ist ein zentraler Antrieb, der nicht nur die biologischen Gemeinschaften, sondern auch die Ökosystemdienstleistungen, die für das menschliche Überleben von entscheidender Bedeutung sind, beeinflusst.
Angesichts der vorausgesagten Temperaturveränderungen und der damit verbundenen Extremwetterereignisse ist internationales Handeln gefordert. Claßen und ihre Kollegen arbeiten an der Entwicklung von Strategien zur Anpassung der Biodiversität an die sich verändernden klimatischen Bedingungen und setzen sich für eine stärkere internationale Zusammenarbeit in diesen Bereichen ein.