
Die Luftqualität in Niedersachsen ist derzeit alarmierend schlecht. Experten warnen vor „außergewöhnlich schlechter“ Luft, die vor allem durch eine hohe Feinstaubbelastung verursacht wird. Aktuelle Messungen zeigen, dass insbesondere im Raum Oldenburg die durchschnittlichen Feinstaubwerte bei 38 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Dies ist besorgniserregend, insbesondere wenn man berücksichtigt, dass der Grenzwert für Feinstaub 50 Mikrogramm beträgt und an maximal 35 Tagen im Jahr überschritten werden darf. In anderen Teilen Niedersachsens werden ähnlich hohe Werte verzeichnet: Bremen und Emsland liegen bei 32 beziehungsweise 33 Mikrogramm, während Hamburg 34 Mikrogramm und Ostfriesland 31 Mikrogramm aufweist. Selbst die Ostfriesischen Inseln und Bremerhaven bewegen sich im Bereich von 29 Mikrogramm, und Cuxhaven liegt bei 28 Mikrogramm.
Die derzeitige Luftverschmutzung ist laut dem Umweltbundesamt (UBA) auch auf einen erhöhten Energiebedarf in den Wintermonaten zurückzuführen. Dazu kommt eine ungünstige Wetterlage, die Schadstoffe in den unteren Luftschichten hält. Eine Hochdrucklage sorgt dafür, dass die Luft nicht zirkuliert und die Schadstoffe „gefangen“ sind. Zukünftige Wetteränderungen, insbesondere das angekündigte Tiefdruckgebiet „Max“, könnten jedoch bald für einen Luftaustausch sorgen und die Situation verbessern.
Ursachen der Luftverschmutzung
Die Ursachen für die hohe Feinstaubbelastung sind vielfältig. Neben Heizungsstätten und dem Straßenverkehr trägt auch die Holzverbrennung in Haushalten zur Verschmutzung bei. Besonders im Winter kommt es vermehrt zu solchen Emissionen. Die air Quality Index des UBA zeigt in weiten Teilen Niedersachsens und Mecklenburg-Vorpommerns ein überwiegend rotes Licht an, was auf eine schlechte Luftqualität hinweist. Dies betrifft nicht nur Ballungsräume wie Hamburg, sondern auch ländliche Gebiete bis zur polnischen Grenze.
Allerdings gibt es in Schleswig-Holstein einige Ausnahmen, wo die Luftqualität besser ist, mit Ausnahme der Regionen rund um Kiel, Lübeck und Lauenburg. Dort zeigen die Messungen gute bis sehr gute Werte.
Zusätzlich wird das Problem durch die Übertragung von Schadstoffen aus Polen begünstigt. Östliche Winde transportieren Staubpartikel von Kohlekraftwerken in den Norden, was die ohnehin schon belastete Luft weiter verschlechtert. Diese Hochdruckeinfluss führt zu einer Inversionslage, wo eine wärmere Luftschicht über einer kälteren liegt und die Luftzirkulation hemmt. Dieses Phänomen sorgt dafür, dass Feinstaubwerte auch in der kalten Jahreszeit häufig höher sind als im Sommer.
Empfehlungen für die Bevölkerung
Die Maßnahmen gegen die schlechte Luftqualität sind ebenso wichtig wie die Informationen darüber. Das NDR und das UBA empfehlen speziellen Risikogruppen, insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen, auf körperliche Anstrengung im Freien zu verzichten. Bei „sehr schlechter“ Luftqualität sollten Aktivitäten im Freien radikal reduziert werden. Stattdessen empfiehlt es sich, gemächliche Spaziergänge an der frischen Luft zu unternehmen.
Die Bevölkerung wird außerdem gebeten, sich regelmäßig über die aktuelle Luftqualität zu informieren. Eine App des UBA bietet hierbei wertvolle Daten, die den Luftqualitätsindex von „sehr gut“ bis „sehr schlecht“ anzeigen und entsprechende Gesundheits- und Verhaltenstipps geben. Eine Proaktivität in der eigenen Planung kann die negativen Effekte feiner Staubpartikel minimieren und zur individuellen Gesundheit beitragen.