
In Deutschland entfällt jährlich ein besorgniserregendes Volumen von etwa 300.000 Tonnen Verpackungsmüll auf Einweggeschirr und To-Go-Verpackungen. Auf einer aktuellen Tagung an der Hochschule Bremen wurde die drängende Frage erörtert, welche Verpackungsart nachhaltiger ist: Mehrweg- oder Einwegverpackungen. Experten für Nachhaltigkeit, Umweltschützer sowie Vertreter aus der Gastronomie und dem Catering-Sektor fanden sich zu diesem Exchange zusammen, um Lösungen für die drängenden Umweltfragen zu finden. Weser-Kurier berichtet, dass Martin Wittmaier, der Leiter des Instituts für Energie- und Kreislaufwirtschaft, betonte, wie wichtig es sei, individuelle Gegebenheiten und spezifische Daten in die Diskussion einzubeziehen.
Ein zentrales Thema der Tagung war die innovative Idee, essbare Waffeln für Crêpes zu verwenden und was dies für die Herausforderungen der Mülltrennung bedeutet. Um die Entscheidungsfindung im Catering zu unterstützen, wurde ein Entscheidungstool namens DSS (Decision Support System) entwickelt, das die beste Wahl von Geschirr für Veranstaltungen ermitteln soll. Hohe Rücklaufquoten für Mehrweggeschirr sind erforderlich, um ökologisch sinnvoll zu sein. Ein Becher amortisiert sich erst nach fünf bis sieben Umläufen, während eine Bonbontüte sogar mindestens 30 Umläufe benötigt.
Nachhaltige Maßnahmen in Bremen
Ein wichtiges Ergebnis der Tagung ist das Bremer Spülmobil, das 2024 in Betrieb gehen soll. Es wird erwartet, dass dieses Mobil die langen Transportwege zur Spülstation erheblich verkürzt. Zudem hat Bremen seit 2023 ein Mehrweggebot für Getränke bei öffentlichen Veranstaltungen eingeführt; ab 2024 wird dieses auch für Speisen gelten. Zur Förderung einer breiteren Nutzung von Mehrwegverpackungen wird über eine Verpackungssteuer auf Einwegprodukte diskutiert, und eine erfolgreiche Umsetzung wird am Beispiel von Tübingen orientiert.
Es wird auch an einer Mehrweg-Roadmap gearbeitet, die einheitliche Mehrwegsysteme in Bremen empfehlen soll. Zudem gibt es Überlegungen, das Mehrweggebot auf Wochenmärkte, Gastronomie und Einzelhandel auszuweiten. Die Akzeptanz in der Gesellschaft sowie das Bewusstsein für die Vorteile von Mehrwegverpackungen erweisen sich als entscheidend für die Erfolgschancen dieser Initiativen.
Studienergebnisse und Empfehlungen
Eine aktuelle Studie eines EU-Instituts, die sich mit den Umweltauswirkungen von Einweg- und Mehrwegverpackungen beschäftigt, zeigt, dass Mehrwegglasflaschen in allen untersuchten Kategorien hinsichtlich Klimawandel und Wasserverbrauch besser abschneiden als Einwegprodukte. Laut BUND sind auch To-Go-Essensverpackungen sowie Flaschen in Mehrweg deutlich umweltfreundlicher. Der Transportweg zur Rückgabestation spielt eine entscheidende Rolle bei der Bewertung von Mehrwegsystemen. Deshalb wird ein dichtes Netzwerk an Rückgabestationen empfohlen, um die Rückführung von Mehrwegverpackungen zu erleichtern.
Die Studie legte auch offen, dass bei Getränkebechern zwischen Mehrweg und Einweg keine signifikanten Unterschiede bestehen. Sie warnte jedoch vor den negativen Auswirkungen von PFAS in Einwegverpackungen und empfahl die Verwendung von Mehrweg aus Glas oder Propylen. Überraschend ist die große Unterstützung der Deutschen für eine Mehrwegpflicht, die von der Mehrheit der Bürger befürwortet wird. Dies erfordert eine Überarbeitung des Verpackungsgesetzes, um Mehrweg als Standard zu etablieren. Händler und Verpackungshersteller tragen ebenfalls eine Verantwortung für den Ausbau von Rückgabestationen und kommunalen Verpackungssteuern, die als Möglichkeit zur Förderung von Mehrweg vorgeschlagen werden.