
Die Garnisonkirche in Potsdam, ein historisches Symbol der preußischen Militärtradition, steht vor einer schwierigen finanziellen Lage. Die Stiftung Garnisonkirche Potsdam hat kürzlich beantragt, die Rückzahlung eines Darlehens von 3,25 Millionen Euro bis 2028 zu stunden, da sie nicht in der Lage ist, die erste Rückzahlungsrate, die ursprünglich für 2024 fällig war, fristgerecht zu leisten. Diese Rückzahlung wurde bereits auf Ende April 2025 verschoben, berichtet rbb24.
Der Wiederaufbau des neuen Turms der Garnisonkirche, der auf über 40 Millionen Euro geschätzt wird, war von Beginn an von Kontroversen begleitet. Mehr als die Hälfte dieser Kosten wurden durch Bundesmittel gedeckt, und zusätzlich zu den kirchlichen Darlehen flossen auch Spenden aus verschiedenen Quellen ein. Unter den Unterstützern sind prominente Persönlichkeiten wie die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel zu finden, was einen weiteren Streitpunkt darstellt, da Kritiker befürchten, dass der Turm zu einem Anziehungspunkt für rechtsextreme Gruppierungen wird.
Geschichte und Bedeutung der Garnisonkirche
Die Evangelische Garnisonkirche, die 1732 eingeweiht und deren Turm 1735 vollendet wurde, ist nicht nur ein architektonisches Erbe, sondern auch ein Ort mit dunkler Geschichte. Hier wurden bedeutende historische Ereignisse, wie der „Tag von Potsdam“ im Jahre 1933, an dem Adolf Hitler und Paul von Hindenburg aufeinandertrafen, gefeiert. Diese Vergangenheit sorgt dafür, dass der Wiederaufbau von Teilen der Bevölkerung und insbesondere von der Bürger*inneninitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche vehement abgelehnt wird.
Die Kirche wurde 1945 durch einen Luftangriff zerstört und schließlich 1968 in der DDR abgerissen. Der Wiederaufbau, der 2017 begann, wird von einer Vielzahl an Protesten und kritischen Stimmen begleitet. Kritiker argumentieren, dass der Turm ein Symbol für Militarismus und Nationalismus darstelle, so Sara Krieg von der Bürgerinitiative.
Geplante Einweihung und zukünftige Nutzung
Die offizielle Eröffnung des neuen Turmes ist für den 22. August 2024 geplant, bei der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Einweihung durchführen wird. Die Evangelische Kirche plant, den Turm nicht nur als Glaubensort, sondern auch als Bildungs- und Erinnerungsstätte zu nutzen. Geplant sind Ausstellungen, die sich mit dem Zusammenhang zwischen Glaube, Macht und Militär sowie mit Veranstaltungen zur Demokratiebildung beschäftigen.
Trotz der großen Fortschritte im Wiederaufbau gibt es weiterhin Widerstände gegen die Pläne, das Kirchenschiff wiederherzustellen. In der Stadtverordnetenversammlung gibt es unterschiedliche Meinungen über die Vor- und Nachteile des Projekts. So unterstützt Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) zwar den Wiederaufbau, betont jedoch die Notwendigkeit einer kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte.
Die Garnisonkirche ist ein Teil der bedeutenden Geschichte Potsdams, die als Residenz der preußischen Könige und deutschen Kaiser besetzt war. Der Stadt, die seit dem Mauerfall größtenteils als UNESCO-Weltkulturerbe gilt, ist es ein Anliegen, die historische Bedeutung zu bewahren und zugleich die Verantwortung zu reflektieren, die mit ihrem Erbe einhergeht. Die kommenden Monate werden zeigen, wie die Stadt und ihre Bürger mit dieser wichtigen Frage umgehen werden, die sowohl emotionale als auch historische Dimensionen in sich trägt.