
Am Sonntag, dem 30. März 2025, öffnete die Neue Synagoge in der Schloßstraße in Potsdam ihre Türen für die Öffentlichkeit. Über 500 Besucherinnen und Besucher strömten durch die Eingangstür, um die erst im Jahr 2023 eröffnete Einrichtung zu besichtigen. Diese neue Synagoge ist das erste permanente Zuhause der jüdischen Gemeinschaft in Potsdam seit der Zerstörung der alten Synagoge während der Reichspogromnacht im Jahr 1938. Die alte Synagoge, die sich am Wilhelmplatz befand, wurde im Zweiten Weltkrieg gänzlich verwüstet und später 1945 vollständig zerstört.
Die ersten Gäste warteten bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnung. Sie hatten die Gelegenheit, sich über die Sicherheitsmaßnahmen im neuen Gebäude zu informieren, die nach einem Anstieg antisemitischer Vorfälle notwendig wurden. Ein Polizeiwagen steht seit dem Anschlag in Halle im Oktober 2019 vor dem Gemeindezentrum, das momentan noch aus Containern besteht. Der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde, Evgeni Kutikow, bezeichnete diesen Zustand als unhaltbar und forderte bessere Bedingungen für die Gemeinschaft.
Einblick in die jüdische Kultur
Die Veranstaltung bot den Besuchern nicht nur die Möglichkeit, das Gebäude zu besichtigen, sondern auch Einblicke in die jüdische Kultur und Tradition. In den orthodoxen jüdischen Gemeinden wird, wie in der neuen Synagoge, eine Geschlechtertrennung durch eine Frauenempore praktiziert. Männer müssen beim Betreten des Synagogenraums eine Kippa tragen. Die beeindruckende Decke des Raumes erinnert an ein Zeltdach und symbolisiert die Diaspora.
Die Resonanz auf die Eröffnung war überwältigend positiv, was das Interesse am jüdischen Leben in der Region unter Beweis stellt. Zukünftig sollen öffentliche Vorträge und Veranstaltungen für Schüler sowie Gruppenführungen angeboten werden. Führungen sind insbesondere dienstags und donnerstags geplant und erfordern eine vorherige Anmeldung.
Herausforderungen und die Zukunft der jüdischen Gemeinde
Die jüdische Gemeinschaft in Potsdam hat eine wechselvolle Geschichte. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten die meisten Überlebenden nicht in ihre Heimat zurück, und für viele Jahre gab es in der DDR kein jüdisches Leben. Erst nach der Wiedervereinigung kamen Zuwanderer aus den ehemaligen Sowjetrepubliken, die zur Gründung neuer Gemeinden führten. Heute gibt es drei jüdische Gemeinden in Potsdam, die „Jüdische Gemeinde Stadt Potsdam“, die „Gesetzestreue Jüdische Landesgemeinde Brandenburg“ und die „Synagogengemeinde Potsdam“.
Trotz der neu gewonnenen Gemeinschaft erleben die jüdischen Gemeinden in Potsdam weiterhin Herausforderungen. In den letzten Jahren wurden mehrere antisemitische Vorfälle dokumentiert, wobei Volksverhetzungen einen Großteil der Straftaten ausmachten. Rabbiner Walter Homolka setzt sich, insbesondere nach dem Anschlag in Halle, für Sicherheitsvorkehrungen ein. Seine Ausbildung am Abraham-Geiger-Kolleg hat vielen Rabbiner und Gläubigen eine neue Perspektive auf die jüdische Identität eröffnet.
Der Weg zur Stärkung des jüdischen Lebens in Potsdam ist lang und erfordert sowohl ein sicheres Umfeld als auch Bildungsangebote. Um den Bedürfnissen der Mitglieder gerecht zu werden, ist die Schaffung von jüdischen Kindergärten und Schulen ein einstimmiger Wunsch der Gemeinschaft. Der Kampf gegen Antisemitismus ist nicht nur eine Erinnerung an die Vergangenheit, sondern auch eine Verantwortung für die Zukunft, die nicht aus den Augen verloren werden darf.