
Die Diskussion um die Schließung von Werkstätten bei Bosch Power Tools erhitzt die Gemüter in Deutschland. Hunderte Beschäftigte haben kürzlich ein deutliches Zeichen gegen die geplanten Einsparungen gesetzt. An einer Betriebsratssprechstunde am Hauptsitz in Leinfelden-Echterdingen nahmen rund 600 Mitarbeiter teil, um über die bevorstehenden Werksschließungen zu informieren, die besonders das Werk in Sebnitz, Sachsen, betreffen sollen. Nach Angaben von Tag24 plant Bosch, die Schließungen nach 2026 vorzunehmen und dabei über 500 Arbeitsplätze abzubauen.
Mit den geplanten Maßnahmen reagiert Bosch auf einen steigenden Wettbewerbs- und Preisdruck sowie auf eine sinkende Nachfrage nach Elektrowerkzeugen. Die Betriebsratsvorsitzende Karin Solda hat betont, dass man um jeden Arbeitsplatz kämpfen werde. Laut SWR ist die Stimmung unter den Beschäftigten gedrückt; viele Mitarbeiter zeigen sich schockiert über die Ankündigungen, nachdem die Geschäftsleitung zuvor große Pläne für den Standort formuliert hatte.
Hintergründe der Stellenstreichungen
Der Stellenabbau ist Teil eines umfassenden Sparprogramms, das bereits seit Mitte 2024 im Gange ist. In diesem Jahr waren bereits 480 Stellen im Zentral-, Entwicklungs- und Verwaltungsbereich vereinbart worden, und auch in der Produktion gab es in den vergangenen Jahren bereits Entlassungen. Wie Tag24 berichtet, sollen künftig Bohr- und Schlaghämmer sowie Winkelschleifer in anderen Fabriken, beispielsweise in Ungarn, produziert werden. Diese Verlagerungen sind Teil der Strategie, um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.
Ein Sprecher von Bosch Power Tools erklärte, die Entscheidung sei nicht leicht gefallen. Die IG Metall zeigt sich besorgt über die Entwicklungen und betrachtet den Abbau als kein Bekenntnis zum Industriestandort Deutschland. Besonders im Bereich Forschung und Entwicklung sowie in der Verwaltung sind die Einschnitte gravierend. Auch Czipf von der IG Metall äußerte Bedenken, dass Arbeitsfelder nach China verlagert werden könnten.
Ein Blick auf die wirtschaftliche Gesamtlage
Die Situation bei Bosch ist jedoch kein Einzelfall. Die deutsche Wirtschaft kämpft derzeit mit erheblichen Herausforderungen und zeigt Anzeichen von Schwäche. Unternehmen wie Volkswagen und Ford ziehen ebenfalls Stellenstreichungen in Betracht, wie Deutschlandfunk berichtet. Deutschland hat seine Position im IMD World Competitiveness Ranking von Platz 15 (2022) auf Platz 24 (2024) verloren. Hohe Energiepreise und eine marode Infrastruktur tragen zu dieser negativen Entwicklung bei. Zudem wird ein erheblicher Fachkräftemangel prognostiziert, der bis 2027 etwa 728.000 offene Stellen in Deutschland hinterlassen könnte.
Die Schwierigkeiten der deutschen Industrie, einschließlich der hohen Kosten und der anhaltenden politischen Unsicherheiten, verdeutlichen, wie wichtig es ist, Maßnahmen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu ergreifen. Der Bürokratieaufwand wird weiterhin als hoch wahrgenommen, obwohl er inflationsbereinigt gesunken ist. Während einige Experten Reformen fordern, sind die Meinungen zur Lockerung der Schuldenbremse gespalten.
In dieser kritischen Zeit setzen die Beschäftigten von Bosch Power Tools auf Solidarität und gemeinsame Aktionen, um ihre Arbeitsplätze zu retten. Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich die Situation entwickeln wird und ob die Pläne zur Schließung der Werke in Sebnitz und Leinfelden-Echterdingen tatsächlich realisiert werden.