
In Kerkingen, einem Stadtteil von Bopfingen, wird derzeit ein neues Pelletwerk errichtet, das eine wesentliche Erhöhung der Holzverarbeitungskapazitäten in der Region verspricht. Laut der Schwäbischen Post wurde im Januar der Spatenstich für das Werk gegeben, das Teil der Holzwerke Ladenburger ist. Mit einer jährlichen Produktionskapazität von 160.000 Tonnen Pellets soll das Werk zur nächsten Heizsaison in Betrieb genommen werden. Die Erweiterung umfasst nicht nur die Errichtung von zwei 30 Meter hohen Nassspansilos, sondern auch ein drittes Betonsilo für getrocknete Späne, das in Gleitschalungstechnik entsteht.
Die Holzwerke Ladenburger haben ihre Fläche um etwa sechs Hektar in Richtung Zöbingen ausgeweitet. Hierbei bleibt die jährliche Einschnittmenge im Sägewerk konstant bei 1,1 Millionen Festmetern. Ein zentrales Ziel der Investition ist die Erhöhung der Veredlungstiefe und Wertschöpfung durch die Pelletproduktion. Die neue Produktionstechnik verspricht, durch eine integrierte Verarbeitung der Holzreste, die Anzahl der benötigten Lastwagen zu reduzieren. So werden Späne und Hackschnitzel direkt vor Ort verarbeitet, was auch den Transportaufwand erheblich verringert.
Innovative Technologien in der Produktion
Um die Holzbearbeitung zu optimieren, wird eine neue Rohrgurtförderanlage mit einer Länge von 800 Metern gebaut. Diese wird in einer Höhe von 2,5 Metern verlaufen, um den Flurfördergeräten nicht im Wege zu stehen. Das Holzmaterial wird in den Nassspansilos gelagert, zerkleinert und anschließend in Bandtrocknern getrocknet. Die anschließende Pelletierungsanlage funktioniert ähnlich wie eine Spätzlespresse, was eine effiziente Umwandlung der Rohstoffe in hochwertige Pellets ermöglicht.
Ein weiterer Bestandteil des Projekts ist ein bereits fertiggestelltes Biomasse-Heizkraftwerk, das zur Stromerzeugung aus Rinde dient. Die Abwärme dieses Kraftwerks wird ebenfalls zur Holztrocknung genutzt, was die gesamte Wertschöpfungskette optimiert. Im Mai wird das Heizkraftwerk offiziell von Ladenburger übernommen. Neben der Pelletproduktion gibt es auch Pläne für eine Fertigungsanlage für Brettschichtholz und modernisierte Schnittholztrocknung in Kerkingen.
Nachhaltigkeit und Herausforderungen
Die Nutzung von Holz zur Energiegewinnung hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen. Holzpellets, die vorwiegend aus Koppelprodukten von Sägewerk und Holzverarbeitung stammen, werden aus Spänen und Hobelrückständen gefertigt. Für die Herstellung einer Tonne Pellets sind sechs bis acht Kubikmeter Späne erforderlich. Diese Produktionsweise ist energieeffizient, da der Energieaufwand lediglich 2,7 Prozent beträgt – im Vergleich zu 10 Prozent für Erdgas und 12 Prozent für Heizöl, wie die depi.de berichtet.
Allerdings wirft der Anstieg der Pelletproduktion auch einige ökologische Bedenken auf. Immer mehr Kohlekraftwerke in der EU stellen auf die Nutzung von Holz um, was zu einer erhöhten Abholzung führt. Laut einem Bericht des SWR wird in der EU mehr Wald abgeholzt als nachwächst. Während Holz als erneuerbare Energiequelle gilt, erfordert dies einen Balanceakt zwischen der Nutzung und Pflege der Wälder.
In Deutschland stehen jährlich etwa 7 Millionen Tonnen Holz in Sägewerken zur Verfügung, wovon über 3 Millionen Tonnen zur Pelletproduktion genutzt werden. Trotzdem werden nur etwa 3 Millionen Tonnen Pellets pro Jahr konsumiert, was weniger als 15 Prozent des Gesamtaufkommens an Sägenebenprodukten darstellt. Die Waldfläche in Deutschland hat seit dem Zweiten Weltkrieg um etwa 1,5 Millionen Hektar zugenommen, und über 70 Prozent der Wälder sind nach PEFC oder FSC zertifiziert, was eine nachhaltige Bewirtschaftung unterstützt.