
Im Kreis Segeberg hat ein tragischer Vorfall von häuslicher Gewalt erneut die Gemüter erregt. Am 16. November 2024 wurde eine 51-Jährige von ihrem 52-jährigen Ex-Partner vor ihrem Wohnhaus mit einem Messer niedergestochen. Diese Gewalttat führte nicht nur zum sofortigen Tod der Frau, sondern hat bis heute weitreichende Folgen: Ihr 45-jähriger neuer Freund, der bei diesem Vorfall schwer verletzt wurde, erlag am 13. März 2025 seinen Verletzungen. Trotz einer Querschnittslähmung, die er aufgrund des Angriffs erlitt, überlebte er noch fast vier Monate nach dem Angriff.
Die Staatsanwaltschaft hat ein Todesermittlungsverfahren eingeleitet, um die genauen Umstände des Todes des 45-Jährigen zu klären. Nach dem Vorfall hatte sein Ex-Partner zunächst die Flucht ergriffen, sich aber später der Polizei gestellt. Die Mordermittlungen gegen den Tatverdächtigen laufen, wobei dieser die Tat nicht bestritten hat, jedoch nur spärliche Informationen in seiner Vernehmung gab. Die Ermittler gehen von einem Mordmerkmal der Heimtücke aus, was den Fall zusätzlich kompliziert.
Häusliche Gewalt und ihre Folgen
Die zugrunde liegende Vorgeschichte der Gewalttat ist ebenso beunruhigend. Am 23. August 2024 drang der Ex-Partner in die Wohnung der Frau ein, fesselte ihre Tochter und deren Freundin an Stühle und schlug die Mutter bei ihrer Rückkehr mit einer hohlen Metallstange. Solche alltäglichen Vorfälle von häuslicher Gewalt sind kein Einzelfall. Laut aktuellen Daten erleiden in Deutschland täglich mehr als 700 Menschen häusliche Gewalt, wobei jeden zweiten Tag eine Frau durch Partnerschaftsgewalt stirbt. Im Jahr 2023 wurden insgesamt 256.276 Opfer von häuslicher Gewalt verzeichnet, was einen Anstieg von 6,5 % im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Die Bundesregierung hat hervorgehoben, dass ein erheblicher Teil dieser Gewalttaten in Partnerschaften stattfindet. Nahezu zwei Drittel der Fälle betreffen Partnerschaftsgewalt, während etwa ein Drittel innerfamiliäre Gewalt betrifft. Alarmierend ist, dass über 70 % der Opfer Frauen sind, während 75,6 % der Täter Männer. Im Jahr 2023 verloren 331 Menschen ihr Leben aufgrund häuslicher Gewalt, wobei über 80 % der Ermordeten weiblich waren.
Maßnahmen und Unterstützung
Die Behörden haben auf den Anstieg der Gewalt reagiert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat neue Anlaufstellen bei der Bundespolizei für gewaltbetroffene Frauen angekündigt. Speziell geschulte Beamtinnen sollen rund um die Uhr zur Verfügung stehen, um Anzeigen aufzunehmen. Zudem wird an Ergänzungen des Gewaltschutzgesetzes gearbeitet, die unter anderem verpflichtende Anti-Gewalt-Trainings für Täter beinhalten sollen. Die Polizei ist dazu verpflichtet, Betroffene zu schützen, und den Menschen stehen verschiedene Hilfsangebote zur Verfügung.
Hilfetelefone wie „Gewalt gegen Frauen“ (116 016) sowie das Männertelefon (0800 1239900) bieten niedrigschwellige Unterstützung, während Beratungsstellen und Frauenhäuser speziell auf weibliche Gewaltopfer sowie deren Kinder ausgerichtet sind. Eine App, die „Gewaltfrei in die Zukunft“ heißt, bietet daneben individuelle Hilfe und Dokumentationsmöglichkeiten für Betroffene. Die umfassende Unterstützung ist notwendig, um das Dunkelfeld der häuslichen Gewalt zu minimieren und ein besseres Bild von der Problematik zu erhalten.
Diese tragischen Vorfälle verdeutlichen, wie wichtig es ist, sowohl auf die Problematik der häuslichen Gewalt aufmerksam zu machen als auch konsequente Maßnahmen zur Verbesserung der Situation betroffener Personen einzuleiten.
Für weitere Informationen zu den Formen und Folgen häuslicher Gewalt können Interessierte die Publikation von Humanrights.ch [Human Rights] aufrufen sowie das aktuelle Lagebild der Bundesregierung zum Thema häusliche Gewalt [Bundesregierung] einsehen.