
Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke hat in einer aktuellen Stellungnahme die langfristige Tragfähigkeit der Kirchensteuer in Frage gestellt. Er glaubt, dass die katholische Kirche sich auf ein mögliches Ende der Kirchensteuer einstellen muss. Hanke warnt jedoch davor, dass eine sofortige Abschaffung der Kirchensteuer katastrophale Folgen für die Beschäftigten der Kirche haben könnte, unter anderem Massenentlassungen. Diese Überlegungen äußerte er in einem Gespräch, in dem er auch die damit verbundenen Herausforderungen für die Kirche thematisierte. Laut Sächsische.de hebt er hervor, dass es nicht nur darum gehe, die Kirchensteuer abzuschaffen, sondern auch darum, neue Finanzierungsquellen zu finden.
Die Diskussion um die Kirchenfinanzierung wird durch einen aktuellen Finanzskandal in Hankes Bistum intensiviert. In diesem Skandal haben Mitarbeiter des Bistums rund 60 Millionen US-Dollar in spekulative Immobilien investiert, deren Rückflüsse ausblieben. Angesichts dieses Vorfalls hat Hanke auch über eine Rückkehr zu einem klösterlichen Leben nachgedacht, sich jedoch entschlossen, im Amt zu bleiben, um für Aufklärung und Veränderung zu sorgen.
Neue Wege der Finanzierung
Bischof Hanke betont, dass die Kirche nicht mehr auf den „Kissen der Kirchensteuer“ ausruhen kann, ohne die eigene soziale Verantwortung in der Gesellschaft zu berücksichtigen. In diesem Rahmen warnt er, dass der Druck zur Rechtfertigung der kirchlichen Aktivitäten steigen werde, sollten die Einnahmen künftig auf freiwilligen Beiträgen basieren. Er fordert von der Kirche, sich dem ernsthaften Prozess der Suche nach alternativen Einnahmequellen zu stellen. In diesem Zusammenhang empfiehlt er einen Blick auf Länder ohne staatlich erhobene Kirchensteuer, wie etwa Österreich, Italien, Frankreich und die USA. Diese Länder zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten der Finanzierung gibt, die von Spenden und Engagement der Gläubigen abhängen
In Deutschland wurde die Kirchensteuer mit der Weimarer Reichsverfassung eingeführt und wird von den Finanzämtern eingezogen, wobei sie an die Glaubensgemeinschaften basierend auf der Einkommenssteuer der Mitglieder verteilt wird. In anderen europäischen Ländern sind die Modelle der Kirchenfinanzierung sehr unterschiedlich. So finanziert sich die Kirche in Frankreich ausschließlich durch Spenden, während in Italien eine Art Kirchensteuersystem existiert, bei dem Steuerpflichtige 0,8% ihrer Einkommenssteuer einer Religionsgemeinschaft zuweisen können. In katholisch.de wird aufgeführt, dass diese Unterschiede bedeutende Auswirkungen auf die finanzielle Stabilität der Kirchen haben können.
Gesellschaftliche Verantwortung
Bischof Hanke macht sich zudem Sorgen über die wachsende, oft unsichtbare Armut in der Gesellschaft, insbesondere bei Organisationen wie den Tafeln. Er kritisiert, dass das System der sozialen Marktwirtschaft zunehmend in den Hintergrund gedrängt wird und fordert mehr Sensibilität von der Politik für gesellschaftliche Werte, die nicht im Bruttosozialprodukt erfasst sind. Sein Blick auf diese Themen wird auch durch persönliche Erfahrungen aus seinem Leben als Bischof geprägt, wo er die Kluft zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und den realen sozialen Herausforderungen hautnah erlebt. Er möchte die Kirche künftig als ein aktives Instrument zur Bekämpfung dieser Herausforderungen positionieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Bischof Gregor Maria Hanke eine dringende Notwendigkeit sieht, die finanziellen Strukturen der katholischen Kirche zu reformieren. Dem Model der Kirchensteuer der Vergangenheit sollte kritischer gegenübergetreten werden, um die Kirche als institutionelle Kraft in der Gesellschaft langfristig zu sichern. Dabei wird der Fokus zunehmend auf das Engagement und die Spenden der Gläubigen gelegt, deren Rolle in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen könnte.