
Die Nachrichten über antisemitische Vorfälle in Deutschland nehmen kein Ende. So sind die Bewährungsstrafen für zwei junge Männer, die im Sommer 2020 bei der Burschenschaft Normannia in Heidelberg einen antisemitischen Übergriff begangen haben, nun rechtskräftig. Das Amtsgericht Heidelberg verurteilte die beiden 25-Jährigen wegen gefährlicher Körperverletzung und tätlicher Beleidigung. Beide erhielten Haftstrafen von jeweils acht Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. Das Landgericht Heidelberg bestätigte die Strafen im September 2024. Eine Revision der Angeklagten wurde nicht rechtzeitig oder gar nicht eingereicht, wie Remszeitung berichtet.
Der Vorfall, der zu den Verurteilungen führte, ereignete sich, als das Opfer, ein Mann aus einer anderen Heidelberger Burschenschaft, seine jüdischen Vorfahren erwähnte. Daraufhin wurde er von den beiden Angeklagten beschimpft und mit Gürteln geschlagen. Die brutalen Angriffe sollen rassistisch motiviert gewesen sein, und das Opfer erstattete Anzeige.
Kontext und steigende Zahlen antisemitischer Straftaten
Die Relevanz dieser Verurteilungen wird durch die steigende Zahl antisemitischer Straftaten in Deutschland unterstrichen. Der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein beklagt die alarmierende Zunahme judenfeindlicher Angriffe, die seit dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 zugenommen haben. Seit diesem Ereignis wurden in Deutschland 2.249 antisemitisch motivierte Straftaten registriert, wobei ein erheblicher Teil nicht unmittelbar nach dem Vorfall begangen wurde, sondern Wochen oder Monate später. Im gesamten Jahr 2023 registrierte Klein 2.300 antisemitische Straftaten. Dies verdeutlicht eine besorgniserregende Entwicklung und die anhaltende Bedrohung, der die jüdische Gemeinschaft ausgesetzt ist, wie auch Tagesschau berichtet.
Klein stellt fest, dass Jüdinnen und Juden nicht nur physisch angegriffen, sondern auch in Angst versetzt werden. Dies führt zu einer mentalen Belastung in der jüdischen Gemeinschaft, die sich zunehmend nicht mehr öffentlich erkennen geben mag. Laut Zentralratspräsident Josef Schuster zeigen die Zahlen des Bundeskriminalamts eine alarmierende Tendenz, besonders in Anbetracht der gut organisierten Angriffswelle des rechtsextremen Antisemitismus, der als größte Bedrohung angesehen wird.
Maßnahmen und öffentliche Diskussion
In der Debatte um Antisemitismus fordert Klein Maßnahmen zur besseren Bekämpfung dieses Phänomens, darunter auch eine Reform des Paragrafen 130 im Strafgesetzbuch. Schuster hebt hervor, dass trotz Großdemonstrationen gegen den Rechtsextremismus, auch Angriffe auf Jüdinnen und Juden nicht abgenommen haben. Die große Minderheit der jüdischen Bevölkerung erlebt eine wachsende Bedrohung, die sich auch in einem Rückgang der Besuche bei Gottesdiensten und Veranstaltungen in Synagogen niederschlägt.
Zusätzlich startet der Zentralrat der Juden die Kampagne #StopRepeatingStories, um auf antisemitisch motivierte Vorfälle aufmerksam zu machen. Das Ziel dieser Initiative ist es, ein Bewusstsein für die bestehenden Probleme zu schaffen und eine breite Diskussion über Antisemitismus in der Gesellschaft zu fördern. Die Berichte über die jüngsten Verurteilungen und die Zahlen zur antisemitischen Kriminalität erhöhen den Druck auf Staat und Gesellschaft, keine Räume für Judenhass zuzulassen und entschieden gegen solche Tendenzen vorzugehen.