
Die Einkommensverteilung in Berlin ist stark ungleich. Eine aktuelle Auswertung des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg zeigt, dass die Spanne zwischen den Großverdienern und den Beschäftigten am unteren Ende der Einkommensskala enorm ist. In zentralen Bezirken wie Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Charlottenburg-Wilmersdorf erreichen die Medianentgelte hohe Werte. So liegt das Medianentgelt in Friedrichshain-Kreuzberg bei 4525 Euro, in Pankow bei 4424 Euro und in Charlottenburg-Wilmersdorf bei 4398 Euro. Im Gegensatz dazu weisen die äußeren Bezirke wie Marzahn-Hellersdorf mit nur 3314 Euro und Spandau mit 3512 Euro erheblich niedrigere Werte auf. Der Berliner Gesamtwert für das Medianentgelt beträgt 3955 Euro, was deutlich unter den Einkünften in den zentralen Bezirken liegt. Über 30 % der Vollzeitbeschäftigten in der Stadt verdienen weniger als 2530 Euro brutto im Monat, was etwa zwei Dritteln des deutschlandweiten Medianentgelts entspricht und ein alarmierendes Zeichen für die Einkommensverteilung ist.
Die Analyse zeigt auch, dass in bestimmten Planungsräumen, beispielsweise in Marzahn-Hellersdorf und entlang der Hellersdorfer Promenade, viele Bewohner von geringen Einkommen betroffen sind. Über 34 % der Beschäftigten in Spandauer Planungsräumen wie Maulbeerallee und Rudolf-Wissell-Großsiedlung verdienen ebenfalls weniger als das mediane Entgelt. Besserverdienende hingegen wohnen häufig innerhalb des S-Bahnrings. Besonders gut verdienen Bewohner in Stadtteilen wie Gleisdreieck in Kreuzberg oder Kollwitzplatz in Prenzlauer Berg, wo viele mehr als 6000 Euro monatlich verdienen. Der höchste Medianwert von 6438 Euro brutto wurde in der Region Alter Schlachthof ermittelt. Hier liegt das Armutsrisiko mit lediglich 3,7 % am niedrigsten.
Einkommenssituation und Armutsgefährdung
Trotz der alarmierenden Zahlen ist es wichtig, das Konzept des Nettoäquivalenzeinkommens zu verstehen, das ein Pro-Kopf-Einkommen darstellt und die Haushaltsgröße sowie -zusammensetzung berücksichtigt. Diese fiktive Rechengröße zeigt, wie das Einkommen unter den verschiedenen Lebensumständen in einem Haushalt verteilt wird. Beispielsweise benötigt ein Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren für einen vergleichbaren Lebensstandard nur 2,1-mal so viel Einkommen wie ein Einpersonenhaushalt.
Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Armutsgefährdung gelegt werden. Eine Person gilt als armutsgefährdet, wenn ihr Einkommen unter 60 % des mittleren Einkommens liegt, und dies wird durch verschiedene Faktoren wie erhebliche materielle und soziale Entbehrung oder eine geringe Erwerbsbeteiligung beeinflusst. So liegt beispielsweise die Armutsgefährdungsgrenze für einen Einpersonenhaushalt bei weniger als 1.250 Euro im Monat, während sie für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und einem Kind bei 2.250 Euro liegt. Diese Definition und die damit verbundenen Zahlen verdeutlichen, dass die Einkommensverteilung und Armutsgefährdung in der Stadt ein ernstzunehmendes Problem darstellen.
Zusammengefasst zeigt die Erhebung, dass die sozialen und wirtschaftlichen Unterschiede in Berlin nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen erheblich beeinflussen, sondern auch die gesellschaftliche Stabilität gefährden. Ein Ansatz zur Verbesserung dieser Situation wäre eine ganzheitliche Betrachtung des Einkommens, die über Bruttozahlen hinausgeht und auch die Lebensbedingungen berücksichtigt. In diesem Kontext sind die Daten und Analysen von Tagesspiegel, Bundeszentrale für politische Bildung und Destatis von entscheidender Bedeutung.