
Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in die akademische Landschaft Berlins wirft viele Fragen auf. An den Hochschulen der Hauptstadt wird zunehmend über den Einsatz von Tools wie ChatGPT diskutiert, da viele Studierende diese Technologien für die Erstellung von Hausarbeiten nutzen. Dies hat an der Freien Universität (FU) Berlin zu Berichten über Missbrauch geführt, was die Hochschulverwaltung alarmiert hat. Pressesprecher Goran Krstin äußerte, dass die unerlaubte Nutzung von KI bei Prüfungen als Täuschung gewertet werden kann und somit zum Nichtbestehen führen kann, was die Ernsthaftigkeit der Angelegenheit unterstreicht.
Die Humboldt-Universität (HU) und die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) haben hingegen bislang keine offiziellen Verstöße durch unerlaubten KI-Einsatz registriert. Während die HWR im Rahmen ihrer Prüfungsordnung grundsätzlich die Nutzung von KI gestattet, verlangt sie eine Eigenständigkeitserklärung, die die Verwendung entsprechender Tools wie ChatGPT klar regelt. Gleichzeitig wird an dieser Hochschule diskutiert, alternative Prüfungsformen als Ersatz für klassische Hausarbeiten einzuführen. An der HU geht man noch einen Schritt weiter und empfiehlt, das Wissen in mündlichen Prüfungen oder Präsenzklausuren abzufragen, um Betrugsversuche zu minimieren.
Regulatorische Rahmenbedingungen und Herausforderungen
Die Prüfungsordnungen, die auch für Onlineklausuren gelten, sind klar definiert. Dabei werden Klausuren ohne Hilfsmittel von Open-Book-Klausuren unterschieden, bei denen Hilfsmittel zugelassen sind. Dies sind wichtige Unterscheidungen, die im Kontext des Einsatzes von KI eine zentrale Rolle spielen. Der prüfungsrechtliche Rahmen legt fest, dass unzulässige Hilfsmittel nicht erlaubt sind, was Fragen zur Zulässigkeit von ChatGPT aufwirft, insbesondere im Hinblick auf Eigenständigkeitserklärungen bei Hausarbeiten.
Eine mögliche Erweiterung dieser Erklärungen könnte den Hinweis auf KI-generierte Unterstützung umfassen, um Klarheit über den Umgang mit solchen Tools zu schaffen. Diese Ideen wurden vor dem Hintergrund rechtlicher Unsicherheiten und der Forderung nach länderübergreifenden Regelungen erörtert, um die Eigenständigkeit akademischer Leistungen zu garantieren und gleichzeitig moderne Technologien sinnvoll zu integrieren. Die Herausforderungen, die der Einsatz von KI im Lehrbetrieb mit sich bringt, sind vielfältig und erfordern zeitgemäße Ansätze und Lösungen.
Zukunftsperspektiven und Weiterbildung
Die Berliner Hochschulen zeigen sich jedoch insgesamt aufgeschlossen gegenüber KI. So bietet die HWR Weiterbildungsmaßnahmen und Workshops an, die sich mit dem Umgang mit Künstlicher Intelligenz beschäftigen. Dies geschieht im Rahmen einer breiteren Initiative zur Förderung des KI-Einsatzes in der Hochschulbildung, unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Diese Bestrebungen zielen auf die Entwicklung eines kompetenten Umgangs mit KI ab, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
In der Realität des akademischen Alltags stehen Hochschulen vor der Herausforderung, eine Balance zwischen dem Einsatz innovativer Technologien und der Gewährleistung von akademischer Integrität zu finden. Die Diskussion um die Rolle von ChatGPT und ähnlichen Tools in Prüfungen wird dabei weiterhin ein zentrales Thema bleiben. Denn auch wenn KI potenziell den Lehr- und Lernprozess bereichern kann, könnte deren missbräuchliche Nutzung schwerwiegende Folgen für die Studierenden haben.