
Die RWTH Aachen hat sich in den letzten Jahren als zentrale Anlaufstelle für Deep-Tech-Innovationen etabliert. Michael Riesener, der an der Fakultät für Maschinenwesen eine apl-Professur für Deep Tech Innovation innehat, spielt hierbei eine Schlüsselrolle. Sein Ziel ist es, die bestehende Lücke zwischen frühen und fortgeschrittenen Technologiereifegraden (TRL) zu schließen, um Forschungsergebnisse effektiver in marktfähige Produkte zu überführen. Riesener berichtet, dass gerade Deep-Tech-Projekte in Europa oft an finanziellen Hürden scheitern, insbesondere in der kritischen Phase zwischen Grundlagenforschung und Marktreife. Eine Herausforderung besteht darin, ein starkes Netzwerk und ein hervorragendes Team aufzubauen, um diese Innovationsprozesse zu unterstützen.
Rieseners umfangreiche Erfahrung sowohl in der Academia als auch in der Industrie, die er durch sein Studium des Wirtschaftsingenieurwesens und seine Promotion an der RWTH erworben hat, fließt in seine Arbeit ein. Die RWTH Innovation GmbH, die von ihm geleitet wurde, ist die zentrale Technologietransfereinheit der RWTH Aachen und hat bereits erfolgreiche Kooperationen in den Clusters4Future NeuroSys und Hydrogen durchgeführt. Diese Initiativen verdeutlichen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie ist, um technologische Fortschritte voranzutreiben.
Deep Tech Bootcamp in Aachen
Die Förderung von Deep-Tech-Innovationen wird auch durch Veranstaltungen wie das Deep Tech Bootcamp unterstützt, das vom 24. bis 27. Mai 2023 in Aachen stattfand. Über 350 Deep Tech-Enthusiasten, darunter 250 Gründer, 50 Mentoren und 25 VCs aus ganz Europa, kamen zusammen, um neue Ideen zu entwickeln. Die Veranstaltung war Teil der STARTUP WEEK AACHEN und wurde von der RWTH Aachen University und Techstars Berlin organisiert.
Das Bootcamp bot eine Reihe von Aktivitäten, angefangen bei Workshops zur Erstellung von Pitch-Decks über Speed-Dating-Sitzungen mit Mentoren bis hin zu einer Pitch-Session, bei der 50 Teams ihre Ideen vor einer Jury präsentierten. Bemerkenswert ist, dass 8 Teams den Sprung ins Finale schafften, wo Innovationen aus verschiedenen Bereichen wie Biotechnologie, Mobilität und KI präsentiert wurden.
Die Gewinner waren:
Preis | Team |
---|---|
Investment Prize von Earlybird Venture Capital | Gemesys |
Investment Prize von High-Tech Gründerfonds | Veecle |
Accelerate Award von Lakestar | Silica Corpora |
Accelerate Award von Freigeist Capital | Lúnasa Space |
Accelerate Award von Amadeus Capital Partners | Gemesys |
Diese Art der Vernetzung und das Teilen von Erfahrungen sind entscheidend für den Erfolg von Deep-Tech-Innovationen, betont Riesener. Die RWTH plant zudem die Einrichtung mehrerer Translationshubs, die Wissenschaftler, Industriepartner und Stiftungen miteinander vernetzen sollen. Diese Hubs sind als Unterstützung für die große Herausforderung gedacht, Technologien auf höhere Reifegrade zu bringen.
Herausforderungen der Kommerzialisierung
Trotz erheblichen Investitionen in die Grundlagenforschung und Entwicklung hat Europa Schwierigkeiten, systemische Innovationen erfolgreich zu kommerzialisieren. Eine Studie des Fraunhofer IPT zeigt, dass oftmals die Kommerzialisierung in Regionen wie den USA oder China stattfindet. Ziel ist es, ein besseres Ökosystem für Deep-Tech-Startups zu entwickeln und die Unterstützung über den gesamten Prozess von der Forschung bis zur Kommerzialisierung sicherzustellen.
Diese Studie hebt die Notwendigkeit einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen den Akteuren in der Branche hervor. Eine gezielte Unterstützung und der Aufbau von Netzwerken sollen die oftmals vorhandene Finanzierungslücke, die als „Valley of Death“ bezeichnet wird, minimieren. Durch die Entwicklung eines Rahmens für Deep Tech-Ökosysteme können die Stärken der einzelnen Akteure optimal ergänzt werden, um die Innovationskraft in Europa zu steigern.