
Ein 21-Jähriger aus der berüchtigten Remmo-Familie steht ab dem 13. Februar 2024 vor dem Jugendschöffengericht in Berlin. Der Prozess, der im Kontext aktueller Probleme mit Clankriminalität betrachtet wird, beschäftigt sich mit den Vorwürfen des tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte, Körperverletzung und Widerstand. Dies berichtet Tagesspiegel.
Der Vorfall, der dem Prozess zugrunde liegt, ereignete sich in der Silvesternacht von 2023 auf 2024, als ein feierndes Familienmitglied der Remmo-Familie unvermittelt die Fahrbahn betrat und von einem Polizeiwagen erfasst wurde. Das Mädchen, eine 15-Jährige, erlitt schwere Kopf- und Rumpfverletzungen und musste ins Vivantes-Krankenhaus gebracht werden. Laut Bild wurde der Polizeitransporter durch eine Vollbremsung abgebremst, konnte jedoch einen Unfall nicht verhindern.
Aktuelle Entwicklungen und Polizeimaßnahmen
Nach dem Unfall näherte sich der Angeklagte, Nemer Remmo, aggressiv dem Polizeifahrzeug und schlug der am Steuer sitzenden Polizistin mehrfach ins Gesicht. Er floh daraufhin vom Tatort, konnte jedoch später festgenommen werden. Die Polizistin musste wegen der Angriffe in einer Klinik behandelt werden. Auch die Staatsanwaltschaft hatte sich schnell entschieden: Im November 2023 erhob sie die Anklage gegen Nemer Remmo.
Neben der strafrechtlichen Verfolgung fanden umfangreiche Razzien in der Wohnung des Beschuldigten sowie in der Villa der Remmo-Familie in Buckow statt. Diese Maßnahmen dienten der Beweissicherung. So wurde Ende Januar 2024 eine detaillierte Rekonstruktion des Unfalls durchgeführt, bei der Dutzende Polizisten, einschließlich Drohnen, eingesetzt wurden, um die produktionstechnischen Bedingungen des Vorfalls umfassend zu dokumentieren.
Forschungsergebnisse über Clankriminalität, die im Rahmen des Verbundprojektes „Kriminalität großfamiliär begründeter Strukturen“ (KONTEST) gesammelt wurden, betonen die Notwendigkeit eines besseren Verständnisses solcher Familiennetzwerke und deren Einfluss auf die Strafverfolgung. Dieses Projekt, das von der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin (HWR Berlin) gefördert wird, zielt darauf ab, Erkenntnisse zu Lebenswelten und Einstellungen innerhalb dieser sozialen Strukturen zu gewinnen.
Im Rahmen des Prozesses wird auch der gesellschaftliche Umgang mit Clankriminalität verstärkt in den Fokus gerückt, was durch die neuesten Erkenntnisse aus der akademischen Forschung unterstützt wird. Experten fordern, dass Sicherheitsbehörden, Justiz und politische Entscheidungsträger neue Strategien entwickeln, um derartigen Herausforderungen im Kontext von Kriminalität künftig besser begegnen zu können.