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Matthias Lilienthal: Neuer Intendant der Volksbühne – Ein Neuanfang?

Matthias Lilienthal wird 2026 Intendant der Berliner Volksbühne und bringt mit künstlerischen Beraterinnen neue Impulse. Kritiker äußern sich zur Diversität seiner Leitung. Verantwortungsbewusst will er der Kulturstätte neues Leben einhauchen.

Matthias Lilienthal wird ab der Spielzeit 2026/2027 neuer Intendant der Berliner Volksbühne. Er tritt dabei die Nachfolge von René Pollesch an, der 2024 verstorben ist. Lilienthal, der bereits in den 90er Jahren als Chefdramaturg an der Volksbühne unter Frank Castorf tätig war, wird von zwei künstlerischen Beraterinnen, Florentina Holzinger und Marlene Monteiro Freitas, unterstützt. Diese Entscheidung wurde vom Berliner Kultursenator Joe Chialo bekannt gegeben, der gemeinsam mit einem vierköpfigen Beratungsgremium zuständig war, das sich einstimmig für Lilienthal aussprach. Lilienthal, der 1959 in Berlin geboren wurde und Theaterwissenschaft an der Freien Universität studierte, hat sich durch sein experimentelles und avantgardistisches Theater einen Namen gemacht.

Lilienthal hat eine beeindruckende Karriere vorzuweisen, darunter seine Zeit als Intendant des Hebbel am Ufer (HAU) und der Münchner Kammerspiele. Kritikern zufolge könnte die Leitung unter Lilienthal nicht die erhoffte junge, weibliche und diverse Handschrift bringen. Während er plante, die Tanzsparte der Volksbühne zu stärken, wird diese dennoch nicht mehr als ein Drittel des Gesamtprogramms ausmachen. Ein internationales Line-up mit 95 Prozent der Regisseur:innen ist ebenfalls ein Ziel, das Lilienthal verfolgt. Zudem spricht er von einem „lustvollen Widerstand“ gegen Renationalisierungstendenzen in der Kunst.

Herausforderungen für die Volksbühne

Die Volksbühne sieht sich jedoch derzeit mit erheblichen finanziellen Herausforderungen konfrontiert, da sie in diesem Jahr zwei Millionen Euro einsparen muss. Dies hat zur Folge, dass zwei Produktionen für 2025 gestrichen wurden. Lilienthal äußerte Missbilligung über die Sparmaßnahmen und bemüht sich um Lösungen, um die Kunst und das Ensemble zu schützen. Eine Übergangsintendanz nach dem Tod von Pollesch scheiterte, nachdem das Künstlerduo Ida Müller und Vegard Vinge abgelehnt hatte, ein Interims-Team zu bilden.

Zusätzlich wird die Situation durch die aktuelle Diskussion über die Nichtverlängerung von Verträgen bei Intendantenwechseln verstärkt. Diese Praxis wird von künstlerisch Beschäftigten verschiedener Theater stark kritisiert. So gab es bereits Proteste in Städten wie Schwerin und Osnabrück. Das ensemble-netzwerk fordert eine Reform dieser Regelungen und schlägt vor, den Nicht-Verlängerungsgrund „Intendanten-Wechsel“ abzuschaffen sowie die Abfindungen bei solchen Nichtverlängerungen zu erhöhen. Diese Thematik wurde kürzlich bei einer bundesweiten Ensembleversammlung diskutiert und stößt auf viel Unterstützung innerhalb der Theatergemeinschaft.

Die Ernennung Lilienthals, der als „Super-Profi“ beschrieben wird, könnte schließlich als sicherer Schritt inmitten dieser Herausforderungen angesehen werden. Kulturpolitik und -praxis in Berlin stehen somit vor einer kritischen Phase, in der sowohl die künstlerische Entwicklung als auch die sozialen Belange der Mitarbeiter:innen berücksichtigt werden müssen.

Für weitere Informationen zu diesen Entwicklungen können die Artikel von rbb24 sowie der Tagesschau und Theatermanagement Aktuell konsultiert werden: rbb24, Tagesschau, Theatermanagement Aktuell.

Referenz 1
www.rbb24.de
Referenz 2
www.tagesschau.de
Referenz 3
www.theatermanagement-aktuell.de
Quellen gesamt
Web: 9Social: 146Foren: 38