
Am 2. Februar 2025 wird in Berlin eine Gedenkveranstaltung zum schwersten Luftangriff auf die Stadt im Zweiten Weltkrieg abgehalten. Im Mittelpunkt steht die Lesung eines Zeitzeugenberichts von Schauspielerin Martina Gedeck. Der Bericht stammt von einer jungen Mutter, deren vier Kinder am 3. Februar 1945 bei dem verheerenden Angriff in Berlin ums Leben kamen. Diese Veranstaltung findet in einer historisch bedeutenden Bunkeranlage zwischen Berlin-Mitte und Kreuzberg statt und ist der Auftakt zum Gedenkjahr „80 Jahre Kriegsende“.
Die Leserichtung wird vom Tagesspiegel unterstützt und von dem Verein Berliner Unterwelten e.V. organisiert. Bürgermeisterin und Senatorin Franziska Giffey (SPD) wird ebenfalls an der Veranstaltung teilnehmen. Diese Lesung ist besonders bedeutend, da der Zeitzeuge seinen Bericht bereits 1952 verfasste, der jedoch erst später vom Verein entdeckt wurde. Der Verein hat die Mission, der Autorin und ihrer Familie posthum Wertschätzung zu zollen.
Historische Hintergründe des Angriffs
Am Morgen des 3. Februar 1945 erlebte Berlin einen verheerenden Luftangriff. Über 4.000 Menschen suchten in der Bunkeranlage Schutz, als 1003 schwere Bomber und 613 Jagdflugzeuge der USAAF über die Stadt flogen. Die US-Amerikaner hatten ursprünglich Magdeburg als Ziel, wählten aber aufgrund dessen vorheriger Zerstörung Berlin als Angriffsziel. Berichten zufolge dauerten die Luftangriffe 50 Minuten und führten zu massiven Zerstörungen.
Mit mehr als 2000 Tonnen Sprengbomben und 250 Tonnen Brandsätzen traf dieser Angriff sowohl Regierungsgebäude als auch dicht besiedelte Wohngebiete. Trotz der offiziellen Angaben von 2.894 Toten schätzen die britischen und amerikanischen Quellen die Zahl der Opfer auf bis zu 25.000. Offizielle Sterberegister verzeichnen 4256 Tote, während eine Liste 5338 identifizierbare Opfer umfasst. Das Ausmaß der Katastrophe führte zu einer Obdachlosigkeit von rund 120.000 Menschen.
Das Engagement des Vereins Berliner Unterwelten
Der Verein Berliner Unterwelten e.V., der 1997 gegründet wurde, widmet sich der Erforschung und Dokumentation der geschichtlichen Zusammenhänge des Berliner Untergrundes. Seit der Übernahme der Bunker und Tunnel Anfang 2023 plant der Verein, diese Orte zu einem Lern- und Gedenkort umzugestalten. In seinem Museum bietet der Verein tiefe Einblicke in die Geschichte Berlins aus unterirdischer Perspektive, darunter Aspekte wie ziviler Luftschutz und die Auswirkungen des Bombenkriegs.
Die Ausstellungen umfassen auch die Geschichte von Zwangsarbeitern und moderne archäologische Funde. Mit über 10.000 geleisteten Arbeitsstunden ehrenamtlicher Mitglieder hat der Verein nicht nur das Museum aufgebaut, sondern auch festgestellt, dass die Zwangsarbeiterkartei aus dem Jahr 2000 ehemaligen Zwangsarbeitern half, Entschädigungen zu beantragen.
Die Gedenkveranstaltung am 2. Februar 2025 ist mehr als nur eine Erinnerungsfeier. Sie verkörpert eine tiefgehende Auseinandersetzung mit der Geschichte Berlins und den schmerzhaften Erinnerungen, die bis heute nachwirken. Der Verein und die Lesung bilden damit einen wichtigen Rahmen für das Gedenken und das Bewusstsein über die Schrecken des Krieges.
In den kommenden Monaten wird der Berliner Unterwelten e.V. weiterhin neue Erkenntnisse über die desaströsen Auswirkungen des Luftangriffs präsentieren und fordert alle Berliner dazu auf, sich aktiv mit ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Die Lesung stellt einen bedeutsamen Schritt dar, um die Erinnerungen an das Geschehene wachzuhalten und künftigen Generationen ein Verständnis für die Vergangenheit zu vermitteln.