
Die 75. Internationalen Filmfestspiele Berlin (Berlinale) stehen ganz im Zeichen von Sachsen-Anhalt, da drei Filme mit Unterstützung der Mitteldeutschen Medienförderung (MDM) ihre Weltpremiere feiern. Die Berlinale findet in diesem Jahr vom 13. bis 23. Februar 2025 statt und präsentiert ein vielfältiges Programm aus nationalen und internationalen Produktionen. Besonders hervorzuheben sind die Werke „Mit der Faust in die Welt schlagen“, „Paternal Leave“ und „When Lightning Flashes Over the Sea“, die alle verschiedene Aspekte des Lebens und der Gesellschaft beleuchten.
„Mit der Faust in die Welt schlagen“ von Constanze Klaue feiert in der Sektion Perspektive Deutsches Kino Premiere. Der Film ist eine Verfilmung des Romans von Lukas Rietzschel und erzählt die Geschichte zweier Brüder, die in der ostdeutschen Provinz der frühen 2000er Jahre aufwachsen und ihren eigenen Weg suchen. In der Reihe Generation 14plus wird „Paternal Leave“ von Alissa Jung gezeigt, ein Spielfilm-Regiedebüt, das die 15-jährige Leo auf der Suche nach ihrem Vater an der winterlichen Küste Norditaliens begleitet. Die Themen Familie, Kennenlernen und Akzeptanz stehen hier im Fokus. Teile der Dreharbeiten fanden in Dessau-Roßlau statt.
Filmische Vielfalt und Unterstützung
Der dritte Film, „When Lightning Flashes Over the Sea“ von Eva Neymann, läuft im Forum und bietet ein eindrückliches Porträt der Menschen in Odessa während des Krieges. Der Film thematisiert den Alltag der Bewohner, die trotz der ständigen Bedrohung Geburtstage feiern und die Kathedrale reparieren. Diese Produktion ist ein Teil des Jahrgangs 2024 der MDM-Gründerinitiative MEDIAstart und wird in Koproduktion mit dem rbb realisiert. Auch hier fanden wesentliche Teile der Bild- und Tonpostproduktion in Sachsen-Anhalt statt.
Zusätzlich zur Filmpräsentation wird das Projekt „The Block Universe“ von Regisseur Stephan Komandarev beim Berlinale Co-Production Market vorgestellt. Diese Koproduktion von 42film aus Halle (Saale) repräsentiert die enge Verbindung der MDM zur Filmproduktion in der Region. Zudem wird die essayistische Videoinstallation „J-N-N“ von Ginan Seidl im Berlinale Forum Expanded gezeigt. Seidl war bereits 2017 mit ihrem Experimentalfilm „Spin“ im Forum vertreten.
Herausforderungen für die Filmindustrie
Trotz dieser Erfolge leidet die deutsche Filmindustrie unter gravierenden Herausforderungen. Die Unsicherheit über die zukünftige Filmförderung ist ein drängendes Problem. Das auslaufende Filmförderungsgesetz (FFG) endet Ende 2024, und ein Nachfolgegesetz ist derzeit nicht in Sicht. Diese Situation führt zu einer zunehmend prekären Lage für viele Produktionsfirmen, die überlegen, ins Ausland abzuwandern, um von besseren Förderbedingungen und niedrigeren Produktionskosten zu profitieren. Diese Abwanderung wird durch eine aktuelle Umfrage der Produktionsallianz bestätigt, in der 77% der Befragten die wirtschaftliche Lage als schlecht bis sehr schlecht bewerten.
Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth betont die Wichtigkeit eines neuen FFG, das 30% der Produktionskosten fördern und Streamingdiensten sowie Fernsehsendern eine Abgabepflicht auferlegen soll, um in deutsche Filmproduktionen zu investieren. Die Branche benötigt dringend Planungssicherheit, um weiterhin qualitativ hochwertige Filme zu produzieren und Arbeitsplätze zu sichern.
In diesem Kontext stellt die Berlinale eine wichtige Plattform für die Präsentation regionaler Produktionen dar und könnte dazu beitragen, die Sichtbarkeit und Unterstützung für den Filmstandort Sachsen-Anhalt zu erhöhen. Die Herausforderungen der Branche fordern jedoch alle Beteiligten heraus, neue Wege der Zusammenarbeit und Finanzierung zu finden, um die Zukunft des deutschen Films zu sichern.