
Der Bär ist das Wappentier Berlins und seit 1280 ein fester Bestandteil der Stadtgeschichte. In offiziellen Dokumenten und Fahnen ist sein Bildnis zu finden. Der Ursprung des Namens „Berlin“ selbst bleibt umstritten; eine Theorie besagt, dass er vom slawischen Wort „br ’lo“ für „Sumpf“ abgeleitet ist, während Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg, für viele mit der Stadtgründung assoziiert wird. Doch der Bär ist nicht nur symbolisch wichtig, sondern auch physisch präsent in der Stadt, etwa durch lebende Exemplare im Zoo und im Tierpark.
Die kulturelle Bedeutung des Bären lebt in unzähligen künstlerischen Darstellungen fort. Wie rbb24 berichtet, gibt es in Berlin über hundert Bären-Skulpturen. Unter diesen sind einige besonders hervorzuheben: Die von Renée Sintenis geschaffene Skulptur „Bär“ aus dem Jahr 1956 ist Modell für die Berlinale-Trophäen. Der Bronzebär von Birgit Horota, auf dem Humannplatz platziert, erfreut sich großer Beliebtheit bei Kindern und stammt aus den Jahren 1965/66. Eine weitere bemerkenswerte Darstellung ist der Bär von Nikolaus Bode aus 1987 in Friedrichshain, der einen lässigen, pubertierenden Bären zeigt.
Die Vielfalt der Bären in der Kunst
Die Skulpturen sind nicht nur vielfältig, sondern sie transportieren auch unterschiedliche emotionale und symbolische Bedeutungen. So wirkt der Eisbär von Stephan Horota, geschaffen 2004, eher introvertiert und erschöpft, während die Bärenmutter von Hugo Lederer aus 1927 für mütterliche Fürsorge steht. Der kleine Bär mit Ball von Erich Wurzer aus 1972 vermittelt Fröhlichkeit und lädt zum Spielen ein.
Darüber hinaus wurde in einer Untersuchung der Tierskulpturen Berlins festgestellt, dass die Darstellungen eine lange Tradition in der Kunst haben. Tiere, einschließlich Bären, sind seit der Höhlenmalerei Bestandteil künstlerischer Ausdrucksformen, welche die Bindung des Menschen zur Natur unterstreichen. Dies wird durch das Beispiel des Bisonstiers von Dietrich Rohde aus 1962 belegt, der friedlich vor dem Tierpark Friedrichsfelde steht. Im Prenzlauer Berg findet sich die 2021 aufgestellte Skulptur „Why I Bear – Großer Lastenbär“ von Stefan Rink, die einen Bären mit einem Backstein auf dem Rücken zeigt und somit aktuelle Themen anklingen lässt.
Der Berliner Bär – ein Mahnmal für die Geschichte
Besonders signifikant ist der „Berliner Bär“, eine bronzene Tierplastik des Bildhauers Arnold Schlick, die 1963 eingeweiht wurde. Diese 1,75 Meter hohe Skulptur stellt einen schmalen Bären dar, der auf seinen Hinterläufen steht. Der Standort wurde über die Jahre mehrfach geändert, so wurde der Bär 1993 zeitweise abgebaut und 2002 wieder am Berliner Platz gegenüber dem Hauptbahnhof aufgestellt. Die Skulptur erinnert an die deutsche Teilung von 1961 bis 1989 und symbolisiert die Verbundenheit Münsters mit dem Schicksal Berlins.
Die öffentliche Wahrnehmung des Berliner Bären war von Konflikten geprägt. Der ursprüngliche Entwurf sah den Bären in einer „dynamischen Angriffsstellung“ vor, dieser wurde jedoch abgelehnt. Eine weniger aggressive Darstellung wurde letztendlich akzeptiert. 2006 wurde unter dem Bär eine Infotafel angebracht, die wichtige Informationen zur Geschichte und Bedeutung der Skulptur bietet. Wie die Stadt Münster auf ihrer Webseite berichtet, ist der Bärenentwurf von Arnold Schlick ein Beispiel für die vielfältige Auseinandersetzung mit Kunst im öffentlichen Raum.
Zusammenfassend zeigt sich, dass der Bär in Berlin weit mehr ist als nur ein Wappentier. Er ist nicht nur Teil des Stadtbildes, sondern auch ein kulturelles Symbol, das in zahlreichen künstlerischen Ausdrücken und in der Erinnerungskultur verankert ist. Die Bärenplastiken laden dazu ein, über die komplexe Beziehung zwischen Mensch und Tier sowie über die Geschichte Berlins nachzudenken und sich mit den Themen Identität und Gemeinschaft auseinanderzusetzen.