
Die Bundestagswahl 2025 hat in Berlin und Brandenburg große Wellen geschlagen. Insgesamt haben 3.619.777 Menschen ihre Stimme abgegeben. Die Ergebnisse der Wahl verdeutlichen die Vielfalt der Wählerentscheidungen, die stark von soziodemographischen Merkmale geprägt sind. Junge Wähler unter 25 Jahren entschieden sich überwiegend für die Linke (25%) und die AfD (21%). Bei den Millennials (Alter 25-44) wählte sogar jeder vierte die AfD.
Eine eingehendere Analyse zeigt, dass ältere Wähler, insbesondere jene über 70, größtenteils für die Union votierten, die sich mit 43% als die stärkste Kraft unter dieser Altersgruppe erwies. Interessanterweise sind es die Babyboomer und Rentner (über 60), die der SPD mehr Stimmen schenkten als der AfD.
Wahlverhalten und soziale Zusammensetzung
In Brandenburg zeigt sich, dass die Linke besonders in Wahlkreisen mit einer jüngeren Wählerschaft, wie dem Wahlkreis Potsdam, Fuß fassen konnte, wo sie 14,7% der Zweitstimmen erzielen konnte. Im Kontrast dazu war die AfD im Wahlkreis Elbe-Elster, wo der Anteil an Menschen über 60 am höchsten war, mit 41% besonders stark. Diese Ergebnisse illustrieren, wie unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen distinct auf politische Angebote reagieren können.
Zudem zeichnen sich markante Geschlechterunterschiede in den Wählerentscheidungen ab. Frauen tendierten eher zu linken Parteien, während Männer, die vermehrt die CDU (30%) und die AfD (24%) wählten, keine gleichen Anzeichen für eine Unterstützung der Linken zeigten.
In urbanen Gebieten wie Berlin dominieren linke Parteien, wohingegen in ländlicheren Regionen Brandenburgs die AfD mit 32,5% deutlich mehr Zuspruch erhielt. Zudem tendieren Wahlkreise mit höherem Bildungsniveau, wie beispielsweise Berlin-Steglitz und Potsdam, zu stärkeren Ergebnissen für die Grünen, die 18% der Stimmen erhalten haben. Im Wahlkreis Elbe-Elster, wo lediglich 30% der Wähler eine allgemeine oder Fachhochschulreife besitzen, konnte die AfD die besten Ergebnisse erzielen.
Wirtschaftliche Faktoren und Wahlverhalten
Die ökonomischen Umstände der Wähler haben ebenfalls signifikanten Einfluss auf die Wahlentscheidungen. Menschen in prekären wirtschaftlichen Lagen neigten dazu, vor allem die AfD (39%) und die Union (17%) zu wählen. Arbeitslose Wähler entschieden sich bundesweit hauptsächlich für die AfD (34%). In Berlin hingegen konnten die Linken, besonders in Wahlkreisen mit hoher Arbeitslosenquote, wie in Neukölln und Mitte, Vorteile verbuchen.
Der Zusammenhang zwischen soziodemographischen Merkmalen und dem Wahlverhalten kann durch verschiedene theoretische Ansätze erklärt werden. Der mikrosoziologische Ansatz erörtert etwa, wie das soziale Umfeld und die Gruppenzugehörigkeiten das Wahlverhalten beeinflussen. Die Überlagerung von Loyalitäten kann dabei zu einem verringerten politischen Interesse führen, was bei den aktuellen Wahlergebnissen möglicherweise von Bedeutung ist.
Zusätzlich legt die Theorie von Ronald Inglehart nahe, dass wirtschaftliche Bedingungen während der Primärsozialisation einen erheblichen Einfluss auf die Wertprioritäten haben. Dies könnte erklären, warum postmaterialistische Werte in den jüngeren Wählergruppen an Bedeutung gewinnen, während traditionelle Werte unter den älteren Wählern dominieren.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 in Berlin und Brandenburg ein komplexes Gefüge sozialer, demografischer und wirtschaftlicher Einflüsse auf die Wählerentscheidungen und verdeutlichen, wie stark politische Präferenzen durch individuelle Lebensumstände geprägt werden.
Die Wahlforschung hat sich in den letzten Jahren als disziplinarisch gut etabliert, bietet jedoch nach wie vor keine umfassende Erklärung für die variierenden Wahlverhalten. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Dynamiken in zukünftigen Wahlen herauskristallisieren werden.
Für weitere Informationen über die demographischen Faktoren und Wahlverhalten können die Artikel von RBB24, bpb, und bpb konsultiert werden.