
In Syrien entglitten die Sicherheitskräfte kürzlich die Kontrolle, als gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen loyalen Anhängern des ehemaligen Präsidenten Bashar al-Assad und der aktuellen Regierung ausbrachen. Diese Konflikte führten zu Hunderten von Toten und gelten als die schwersten Gewaltausbrüche seit dem Sturz von al-Assad und seinem Fliehen nach Russland im Dezember 2024. Der Verlauf der Ereignisse wirft eine drängende Frage auf: Wie geht es weiter im Land, kurz vor dem 14. Jahrestag des Aufstands in Syrien?
Betrachtet man die heftigen Kämpfe, berichten Al Jazeera, dass diese Unruhen die syrische Bevölkerung vor enormen Herausforderungen stehen, vor allem angesichts der bereits starren politischen und sozialen Strukturen. Offiziellen Angaben zufolge sind mehr als 270 Menschen bei diesen gewaltsamen Auseinandersetzungen gestorben. Zudem sind über 740 alawitische Zivilisten den Kämpfen zum Opfer gefallen, wobei viele von ihnen auf offener Straße erschossen wurden. Diese Art der Gewalt zeigt die Tiefe der Spaltung innerhalb der Gesellschaft.
Details zu den Kämpfen und den Opfern
Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) berichtete, dass unter den Toten 148 Pro-Assad-Kämpfer und 125 Sicherheitskräfte der neuen Regierung zu finden sind. Rami Abdurrahman, der Leiter der SOHR, charakterisierte die Tötung alawitischer Zivilisten als „eines der größten Massaker während des Syrienkonflikts“. Die Angriffe fanden in mindestens 29 Orten der Gouvernements Latakia, Tartus und Hama statt, wo Alawiten, die während Assads Herrschaft eine bedeutende Unterstützergruppe bildeten, gezielt angegriffen wurden.
Darüber hinaus wurden Berichte über Hausplünderungen und Brände bekannt, während Tausende Einwohner in die Berge flohen, um dem Konflikt zu entkommen. Die neue Übergangsregierung gab bekannt, dass sie die Gewalt als Reaktion auf Angriffe von als Überbleibseln der Assad-Truppen bezeichneten Gruppierungen sahen, und machten somit „individuelle Aktionen“ für die Übergriffe verantwortlich. Einige Berichte deuten jedoch darauf hin, dass bewaffnete Unterstützer der neuen Regierung die Hauptverantwortung für die Gewalt trugen.
Internationale Reaktionen und der Weg nach vorn
Die Abfolge der Ereignisse hat schwerwiegende internationale Reaktionen hervorgerufen. Das Auswärtige Amt in Berlin forderte die Übergangsregierung zur Rechenschaft auf, während die öffentlichen Einrichtungen nach den Kämpfen ihre Arbeit wieder aufnehmen sollen. In diesem Zusammenhang versprach der Interimspräsident Ahmed al-Scharaa, die Urheber der Gewalt zur Verantwortung zu ziehen und eine unabhängige Untersuchung einzuleiten. Zugleich berichteten Menschenrechtsgruppen von „Massenhinrichtungen und systematischen Tötungen“ durch die Sicherheitskräfte.
Hochrangige Beamte aus der Türkei, Jordanien, Syrien und dem Irak bereiten sich zudem auf Sicherheitsgespräche in Amman vor, um über Sicherheitsbedrohungen und die Bekämpfung des Terrorismus zu diskutieren. Der Fokus liegt dabei auf den Extremisten des „Islamischen Staats“, die noch immer in Gefängnissen im Nordosten Syriens festgehalten werden.
Insgesamt ist die Lage in Syrien fragil und die Zukunft des Landes ungewiss. Die Menschen stehen vor der schweren Aufgabe, mit den Folgen von Gewalt und Instabilität umzugehen, während die politische Landscape weiterhin in Bewegung bleibt. Die Frage, wie es weitergeht, bleibt drängend und komplex.