
Prof. Dr. Eva-Marie Kessler, Professorin für Gerontopsychologie an der MSB Medical School Berlin, wurde mit dem DGVT-Preis 2025 ausgezeichnet. Die Verleihung fand im Rahmen des 33. DGVT-Kongresses an der Technischen Universität Berlin statt. Diese Auszeichnung würdigt ihre bemerkenswerten Beiträge zur Verhaltenstherapie und psychotherapeutischen Versorgung älterer Menschen.
In seiner Laudatio hob Prof. Dr. Simon Forstmeier die herausragenden Leistungen von Prof. Kessler im Bereich der psychischen Gesundheit im Alter hervor. Mit über 50 wissenschaftlichen Publikationen und 20 Buchkapiteln als Erst- oder Seniorautorin hat sie maßgeblich zur Weiterentwicklung der Gerontopsychologie beigetragen. 2019 gründete sie außerdem die erste Lehr- und Forschungsambulanz für Psychotherapie im Alter an der Medical School Berlin, die innovative Therapieansätze für ältere Menschen entwickelt und erprobt.
Forschung und Innovation in der Gerontopsychiatrie
Prof. Kessler leitet aktuell mehrere bedeutende Studien. Ein Beispiel ist die Studie PSY-CARE, die die Wirksamkeit der aufsuchenden Psychotherapie bei pflegebedürftigen älteren Menschen untersucht und vom Innovationsfonds gefördert wird. Zudem startet bald die Studie VISION-AGE, die die Effektivität von Gruppenpsychotherapie im Videokonferenzformat für ältere Menschen erforscht, wobei die Finanzierung durch die DFG gesichert ist.
Der Bereich der Gerontopsychiatrie befasst sich mit der Behandlung psychischer Störungen bei älteren Menschen, auch bekannt als Altenpsychiatrie. Diese Disziplin hat an Bedeutung gewonnen durch den demografischen Wandel und die damit einhergehende Zunahme älterer Menschen in der Gesellschaft. Psychische Probleme im Alter zeigen sich oft in einem anderen Spektrum als bei jüngeren Patientinnen und Patienten und sind häufig mit Multimorbidität verbunden, das heißt, ältere Menschen leiden oft an mehreren Krankheiten gleichzeitig. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören Depressionen, Schlafstörungen, Abhängigkeitserkrankungen und Demenzformen wie Alzheimer.
Eine Arbeitsgruppe am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist aktiv in der Forschung zu Gerontopsychiatrie, um die psychische Gesundheit im Alter zu verbessern. Ihre Ziele umfassen die frühzeitige Erkennung, das bessere Verständnis und die wirksame Behandlung psychischer Störungen im Alter. Spannende Projekte wie der ElderBot, ein KI-basierter Chatbot zur Reduzierung von Einsamkeit bei älteren Menschen, zeigen innovative Ansätze im Umgang mit psychischer Gesundheit.
Herausforderungen und Ansätze in der Gerontopsychiatrie
Die Herausforderungen im Bereich der Gerontopsychiatrie sind vielfältig. Gründe hierfür können Personalmangel, körperliche Einschränkungen und gesellschaftliche Stigmatisierung sein. Eine neue Initiative zur Steigerung des psychischen Wohlbefindens älterer Menschen ist das Metakognitive Training-Silber (MKT-Silber). Diese speziell für ältere Menschen angepasste Intervention zeigt, laut ersten Studien, vielversprechende Ergebnisse in ambulanten Settings und wird auch im stationären Kontext getestet.
Neben der psychotherapeutischen Behandlung kommen auch medikamentöse Therapien sowie andere Behandlungsarten zur Anwendung. In der Gerontopsychiatrie ist es wichtig, diagnostische Verfahren anzuwenden, die Anamnese, körperlich-neurologische Untersuchungen sowie Testverfahren einschließen. Dabei müssen die Besonderheiten des älteren Patienten berücksichtigt werden, um ein optimales Behandlungsergebnis zu erzielen.
Die DGVT-Preisverleihung zeigt nicht nur die Bedeutung von herausragenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern im Bereich der Psychotherapie, sondern betont auch die stetig wachsende Bedeutung der psychischen Gesundheit im Alter. Die Preise, die alle zwei Jahre vergeben werden, sind mit 2500 Euro für den Hauptpreis und 1500 Euro für den Förderpreis dotiert.
Die Lebensqualität älterer Menschen kann durch gezielte Forschung und innovative Therapien erheblich verbessert werden. Experten arbeiten unermüdlich daran, psychische Erkrankungen im Alter besser zu verstehen und anzugehen, wie die vielfältigen Projekte zur Gerontopsychiatrie eindrucksvoll demonstrieren.