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Belarusische Wissenschaftlerin kämpft für Frauenrechte in Hagen!

Dr. Olga Shparaga, belarusische politische Philosophin und Flüchtende, forscht seit 2023 an der FernUniversität Hagen über feministische Theorien und demokratische Teilhabe. Ihre Arbeit beleuchtet die Rolle der Frauen im politischen Aktivismus und den Herausforderungen in Belarus.

Dr. Olga Shparaga, eine politische Philosophin und Mitbegründerin des European College of Liberal Arts (ECLAB) in Belarus, hat seit ihrer Flucht aus ihrem Heimatland im Jahr 2020 einen Weg in die akademische Welt Deutschlands gefunden. Sie floh aus Belarus, nachdem sie an politischen Protesten teilgenommen hatte, und wurde daraufhin für 15 Tage inhaftiert. Die drohende Gefahr einer erneuten Inhaftierung veranlasste sie, über Litauen nach Deutschland und Österreich zu fliehen. Seit Anfang 2023 ist sie als Gastwissenschaftlerin am Lehrgebiet Philosophie III der FernUniversität in Hagen tätig. Hier plant sie, ihre Forschung zu feministische Theorien und der Bekämpfung von Diskriminierung der Frauen zu vertiefen, während sie gleichzeitig für die Sichtbarkeit und Rechte von Frauen eintritt.

Shparaga, die enge Verbindungen zu den Hagener Professoren Thomas Bedorf und Felix Ackermann pflegt, wird durch das Stipendium der Philipp Schwartz Initiative der Humboldt-Stiftung unterstützt. Diese Initiative setzt sich für die Unterstützung gefährdeter Forschender ein. In ihrer Arbeit in Hagen will Shparaga untersuchen, wie fürsorgliche Praktiken die demokratische Teilnahme stärken können. Ihr geplantes Seminar zur feministischen Perspektive auf das soziale Band wird im Wintersemester stattfinden und soll auch außerhalb des akademischen Kontexts ein breiteres Publikum erreichen.

Frauen im belarusischen Aktivismus

Die Proteste in Belarus im Jahr 2020 haben das politische Engagement belarusischer Frauen erheblich sichtbar gemacht. Diese Mobilisierung ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit von Frauen- und Genderorganisationen, die sich seit der Unabhängigkeit des Landes 1991 für Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung einsetzen. Über 60 Organisationen waren in den 2000er Jahren aktiv, und bis 2019 gab es mehr als 37 Genderorganisationen in Belarus. Diese Organisationen führen zahlreiche Veranstaltungen und Studien durch, doch vor den Protesten 2020 war ihre Arbeit oft wenig sichtbar.

Die Präsidentschaftswahlen im August 2020 und die darauffolgenden Proteste wurden durch die gefälschten Wahlergebnisse und staatliche Repression, einschließlich Folter in Gefängnissen, ausgelöst. Frauen waren nicht nur zahlreich anwesend, sondern auch eine treibende Kraft des Widerstands. Der erfolgreiche Frauenmarsch am 14. August 2020, nur vier Tage nach den Wahlen, symbolisierte diese Bewegung, als Frauen Solidaritätsketten in Minsk bildeten und ihren Schmerz über die Polizeigewalt und Folter durch die Regierung öffentlich machten.

Herausforderungen und Chancen für den aktivistischen Feminismus

Die Herausforderungen für Frauen in diesem Kontext sind beträchtlich. Nach den Repressionen, die viele Organisationen zur Auflösung zwangen, bezeichnen über 50% der befragten Frauen in einer Umfrage nach August 2020, dass sie aktiv wurden, um auf die Brutalität der Regierung zu reagieren. Die Mehrzahl von ihnen sieht ihre Rolle jedoch nicht explizit als Aktivismus, sondern als natürliche Reaktion auf die Umstände. Zudem identifizieren viele Frauen den Stress, der durch die Kombination aus Erwerbsarbeit, Hausarbeit und aktivistischem Engagement entsteht, als hoch. Fast 70% der Befragten geben an, dass ihr Stressniveau hoch ist.

Der Migrationstrend unter belarusischen Aktivistinnen hat seit den Wahlen 2020 und dem Ukraine-Krieg zugenommen, wobei 40% der Aktivistinnen 2022 außerhalb von Belarus lebten. Der politische Aktivismus von Frauen wird immer wieder in Frage gestellt, und es gibt diskursive Kämpfe darüber, inwieweit die Proteste feministische Ziele verfolgen. Der symbolische Akt, Frauen, die Blumen an Polizisten überreichten, verdeutlicht die komplexe Dynamik zwischen Gewalt und Zärtlichkeit, die das Frauenengagement prägt.

Die Strategie des Aktivismus von Frauen in Belarus wird insgesamt als „weiche Macht“ betrachtet, die in den männlich dominierten Strukturen agiert. Dennoch bleibt unklar, ob eine kollektive weibliche Formation entstehen könnte, die eine eigene Frauenagenda in der belarusischen Zivilgesellschaft unterstützt. Mit ihrem Buch „Die Revolution hat ein weibliches Gesicht“ analysiert Shparaga die Rolle der Frauen in der Demokratiebewegung und ruft zur Stärkung der Sichtbarkeit belarusischer Frauen auf, die nach wie vor erfolgreich für ihre Rechte kämpfen.

Die Zukunft des belarusischen Feminismus hängt von der Bereitschaft ab, die Strategien zu diversifizieren und neue Wege zu finden, um die Herausforderungen des Aktivismus in einem repressiven Regime zu bewältigen.

Weitere Informationen finden Sie in den entsprechenden Artikeln auf Fernuniversität Hagen, Länder Analysen und Cambridge.

Referenz 1
www.fernuni-hagen.de
Referenz 2
laender-analysen.de
Referenz 3
www.cambridge.org
Quellen gesamt
Web: 14Social: 184Foren: 75