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Bedford-Strohm: Kirchen müssen für Demokratie und Menschenrechte kämpfen!

Heinrich Bedford-Strohm betont die Notwendigkeit unabhängiger Kirchen in Demokratien. Während einer Diskussion über Flucht und Migration in Stendal kritisiert er politische Zurückhaltung und fordert ein starkes gesellschaftliches Engagement.

Heinrich Bedford-Strohm, der Vorsitzende des Weltkirchenrates, hat in einem kürzlich gehaltenen Gesprächsabend in Stendal, Sachsen-Anhalt, die entscheidende Rolle unabhängiger Kirchen in einer Demokratie hervorgehoben. Dabei kritisierte er die Forderung von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nach mehr politischer Zurückhaltung seitens der Kirchen. Bedford-Strohm merkte an, dass es für Kirchen nicht akzeptabel ist, den politischen Verantwortlichen „nach dem Munde zu reden“, da dies ihren grundlegenden Werten widerspreche. Dies vergleicht er mit autokratisch regierten Ländern und betont, dass solche Haltungen in Demokratien keinen Platz haben sollte. Die Stimme der Kirchen sei unerlässlich, um für Schwache und Verletzliche einzutreten und unbequeme Wahrheiten auszusprechen, so Bedford-Strohm.

Seine Ansichten unterstreichen eine zentrale Forderung: Kirchen müssen aktiv am gesellschaftlichen Diskurs teilnehmen und sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt engagieren. In diesem Kontext ist das gemeinsame ökumenische Dokument „Migration menschenwürdig gestalten“, das am 21. Oktober 2021 von der Deutschen Bischofskonferenz und der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlicht wurde, von Bedeutung. Dieses Dokument, das in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland entstanden ist, soll die Orientierung zur Gestaltung der Migration unter Berücksichtigung der Menschenwürde liefern, und folgt dem Gemeinsamen Wort von 1997.

Migration und Kirchen

In seinem Rahmen betonte Bischof Dr. Franz-Josef Bode die Bedeutung des Migrationsdokuments für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Ablehnung von Menschenfeindlichkeit. Bedford-Strohm wies zudem darauf hin, dass die Rechte und die Würde von Geflüchteten zunehmend missachtet werden. Hieraus ergibt sich die Forderung nach einer europäischen Flüchtlingspolitik, die sich stark an den Menschenrechten orientiert.

Die Thematik der Migration ist tief mit der Geschichte des Christentums verwoben, was in dem Dokument thematisiert wird. Es enthält auch biblisch-theologische Perspektiven sowie Grundlagen einer christlichen Migrationsethik. Neben den moralischen Aspekten wird auch auf politisch-rechtliche Fragestellungen eingegangen, mit besonderem Augenmerk auf die internationale Zusammenarbeit und die Herausforderungen der europäischen Migrations- und Asylpolitik.

Forderungen nach Perspektivwechsel

Der Text schlägt einen Perspektivwechsel in der Migrationspolitik vor, um die Ursachen von unfreiwilliger Migration anzugehen, wie Prof. Dr. Marianne Heimbach-Steins anmerkte. Darüber hinaus äußerte Prof. Dr. Hannes Schammann Bedenken bezüglich einer Erosion des Multilateralismus innerhalb der EU. Er warnte vor einer einseitigen Fokussierung auf die Verhinderung von Migration, was zu einer Erschwerung der gerechte Migrationsordnung führen könnte.

Abschließend formuliert das Dokument Thesen für kirchliches und gesellschaftliches Handeln und eine gerechte Migrationsordnung, die das universale Gemeinwohl und die Menschenwürde in den Fokus rückt. Die Ökumenische Arbeitsgruppe zur Vorbereitung des Migrationswortes wurde bereits im Sommer 2018 gebildet und das Dokument wurde im Sommer 2021 verabschiedet, was die verschiedenen Aspekte der Migration und ihr Gewicht in der heutigen Gesellschaft verdeutlicht.

Das gemeinsame Migrationswort ist in der Reihe „Gemeinsame Texte“ (Nr. 27) erschienen und kann online heruntergeladen oder bestellt werden, um die umfassenden Perspektiven auf Migration und deren Herausforderungen in die breite Öffentlichkeit zu tragen. Dies ist besonders wichtig, um die Stimme der Kirchen in der gesellschaftlichen Debatte weiterhin zu stärken und für Gerechtigkeit und Menschlichkeit einzutreten.

Für weitere Informationen zu den Ansichten von Bedford-Strohm zur Unabhängigkeit der Kirchen, besuchen Sie zvw.de. Details zum Migrationswort finden Sie auf dbk.de sowie auf ekd.de.

Referenz 1
www.zvw.de
Referenz 2
www.dbk.de
Referenz 3
www.ekd.de
Quellen gesamt
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