
Am 5. Februar 2025 verkündete Bayerns Kultusministerin Anna Stolz die Einführung des Bayerischen Lesescreenings (BYLES) an Grundschulen. Dieses neuartige Programm wurde von der Universität Regensburg entwickelt und zielt darauf ab, die Basiskompetenzen von Grundschülern zu stärken. Über 184.000 Kinder der Jahrgangsstufen 2 bis 4 haben bereits an der Premiere des Programms teilgenommen, das im Dezember 2024 praktische Anwendung fand.
Das BYLES soll Lehrkräften und Schülern wertvolle Einblicke in bereits erworbene Kompetenzen gewähren und gleichzeitig Fördermöglichkeiten aufzeigen. Stolz betonte, dass das Programm Teil eines umfangreichen Maßnahmenpakets zur Leseförderung im Rahmen der PISA-Offensive ist. Grundschulen erhalten die Freiheit, eigenverantwortlich zu entscheiden, welches evidenzbasierte Förderprogramm sie umsetzen möchten, während die Universität Regensburg eng mit dem Kultusministerium und den Lehrkräften kooperiert.
Standardisiertes Instrument zur Leseförderung
Das BYLES ist ein standardisiertes digitales Instrument zur Messung der Lesekompetenz und ermöglicht es, den Zuwachs an Lesekompetenz für Lehrkräfte, Schülerinnen, Schüler sowie Eltern sichtbar zu machen. Der Zugriff auf das Programm erfolgt über die Plattform eddipuls, wobei Lehrkräfte besonderen Zugang benötigen, der über die ByCS-Zugangsdaten zur BayernCloud Schule erfolgt. Informationen zu Zeitabläufen und Testräumen sind ebenfalls verfügbar, um die Implementierung zu erleichtern.
Das adaptive Testinstrument stellt differenzierende Aufgaben, um das persönliche Fähigkeitsniveau der Kinder zu ermitteln. Lehrkräfte erhalten individuelle Förderempfehlungen und Rückmeldungen zum Leistungsstand der Schüler. Ziel ist es, Fehlentwicklungen in der Leseentwicklung frühzeitig zu erkennen und entsprechend zu handeln.
Leseförderung als Schlüsselkompetenz
Die Leseförderung hat in Deutschland entscheidende Bedeutung, insbesondere in der Grundschule. Die IGLU-Studie 2021 verdeutlicht die Herausforderungen: rund ein Viertel der Viertklässler in Deutschland hat unzureichende Lesekompetenzen. Besonders betroffen sind Kinder aus sozial benachteiligten Familien sowie solche, die zu Hause nicht die Testsprache sprechen. Das Ringen um Lesekompetenz ist von zentraler Bedeutung, da Lesen nicht nur die Grundlage für gute Bildung, sondern auch für gesellschaftliche Teilhabe ist.
Die Entwicklung von Lesekompetenzen erfordert Zeit und gezielte Maßnahmen. Experten sind sich einig, dass grundsätzlich mehr Unterrichtszeit für Leseförderung notwendig ist, um nachhaltige Fortschritte zu erzielen. Ansätze wie phonologische Bewusstheit, silbenbasiertes Lesen und der strategische Umgang mit Texten haben sich als besonders wirksam erwiesen. Zudem ist die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Verwaltung und Praxis entscheidend, um Evidenz in die schulische Realität zu übertragen.
Die Einführung des BYLES stellt einen wichtigen Fortschritt in der Leseförderung dar. Durch die Kombination aus empirischer Bildungsforschung und praktischer Anwendbarkeit könnte das Programm dazu beitragen, die Lesefähigkeiten junger Generationen nachhaltig zu verbessern. Es ist ein Schritt in Richtung einer besseren Lesekultur, die in Bayern und darüber hinaus wirken kann.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen und Zielen des Programms verweisen wir auf die entsprechenden Artikel: Universität Regensburg, Lesen Bayern und Empirische Bildungsforschung.