
Bayerns erste Telenotarzt-Station in Bogen, Niederbayern, hat vor kurzem ihren Betrieb aufgenommen, um die Notfallversorgung in der Region zu revolutionieren. Laut PNP sind seit zwei Wochen zwei Telenotärzte im Schichtbetrieb im Einsatz. Diese Stellen sind notwendig, um das Rettungssanitäter-Team bei schwierigen und oft lebensbedrohlichen Einsätzen zu unterstützen. Unter Einsatz von Kamera und Mikrofon stehen die Telenotärzte in ständigem Kontakt mit den Rettungskräften vor Ort. In besonders schweren Fällen wird ein physisch anwesender Notarzt nach wie vor zum Patienten geschickt.
Das Telenotarzt-Projekt ist als Antwort auf den zunehmend kritischen Ärztemangel in Deutschland konzipiert worden. Insbesondere in ländlichen Gebieten ist die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen hoch, während die Zahl der Fachkräfte sinkt. Bereits ab März soll das Projekt nach einer Probephase in den Regelbetrieb übergehen, wobei acht Rettungsdienstbereiche von Bogen telemedizinisch versorgt werden: Landshut, Oberpfalz-Nord, Passau, Regensburg, Rosenheim, Region Ingolstadt, Straubing und Traunstein.
Geplante Expansion und technische Ausstattung
Die Planung sieht bereits zwei weitere Telenotarzt-Standorte vor. Diese sollen in Würzburg für Unter-, Mittel- und Oberfranken ab Ende 2026 eröffnet werden. Der dritte Standort steht noch nicht fest. Für die technische Ausstattung der Rettungswagen wird eine umfassende Investition nötig sein, wobei die Finanzierung hauptsächlich durch die Krankenkassen erfolgt. Betreiber der Fahrzeuge in Bogen ist der Rettungsdienst RKT aus Regensburg.
Der Telenotarzt hat einen entscheidenden Vorteil: Er kann nicht nur einen physisch anwesenden Notarzt ersetzen, sondern auch den Zeitraum bis dessen Eintreffen überbrücken. Er hat Zugriff auf alle notwendigen Patienteninformationen und kann die Rettungskräfte direkt bei der Behandlung und der Verordnung von Medikamenten anleiten.
Die Rolle der Telemedizin in der Notfallversorgung
Die Herausforderungen in der Notfallversorgung in Deutschland sind vielfältig. Laut Telmedicon steigen die Patientenzahlen stetig, während die Überlastung von Rettungsdiensten und Notaufnahmen zunimmt. Um diese Probleme zu lösen, hat das Bundeskabinett im Juli 2024 ein neues Notfallgesetz verabschiedet, das ab Anfang 2025 in Kraft treten soll. Die Reform zielt darauf ab, die Effizienz und Qualität der Akutversorgung zu verbessern und sieht eine Verpflichtung für kassenärztliche Vereinigungen vor, telemedizinische Versorgungsmodelle zu implementieren.
Die Nachfrage nach flexiblen und hochverfügbaren medizinischen Ressourcen wird in Zukunft weiter zunehmen. Telenotärzte könnten dabei nicht nur als Ergänzung, sondern auch als schnelle Lösung in ländlichen Gebieten fungieren, wo oft keine Notärzte verfügbar sind. Projekte in anderen Bundesländern wie Aachen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen haben bereits gezeigt, dass Telenotärzte in ländlichen Regionen besonders erfolgreich operieren können.
Technologische Grundlagen und zukünftige Herausforderungen
Die technische Grundlage für den Einsatz von Telenotärzten ist vielfältig. Mobile Router und cloudbasierte Systeme ermöglichen es, Vitaldaten in Echtzeit zu übertragen. Bei instabilen Internetverbindungen kommen audiobasierte Fallback-Optionen zum Einsatz. Dennoch zeigen Studien, dass es für die Implementierung umfangreiche Schulungen und eine Anpassung der Denkweise bei den beteiligten Akteuren erfordert, um eine reibungslose Nutzung zu gewährleisten, wie Arztkonsultation ergänzt.
Schulungen und Simulationstrainings für medizinisches Personal sind notwendig, um den Umgang mit diesen neuen Technologien zu erlernen und erfolgreich in den Alltag zu integrieren. Zusätzliche Herausforderungen wie Datenschutzbedenken und die Notwendigkeit einer stabilen Internetverbindung, besonders in ländlichen Regionen, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Das Potenzial, kostengünstigere und effizientere medizinische Dienstleistungen anzubieten, steht jedoch außer Frage und könnte als Schlüssel zur Transformation der Notfallversorgung in Deutschland dienen.