
Väter können nach der Geburt eines Kindes an postpartalen Depressionen (PDS) leiden, ein Thema, welches in der aktuellen Forschung vermehrt Beachtung findet. Eine umfassende Studie unter der Leitung von Prof. Dr. Susan Garthus-Niegel befasste sich mit den Zusammenhängen zwischen väterlichen PDS und hormonellen Veränderungen, insbesondere in Bezug auf Testosteron und Cortisol. Die Ergebnisse wurden am 5. Februar 2025 veröffentlicht und zielen darauf ab, präventive Maßnahmen für betroffene Väter zu entwickeln.
Die Studie untersuchte 226 Väter und analysierte deren Hormonspiegel anhand von Haarproben, die während der ersten beiden Lebensjahre des Kindes entnommen wurden. Interessanterweise zeigten die Ergebnisse, dass Testosteronkonzentrationen nicht signifikant mit den väterlichen PDS assoziiert waren. Hingegen korrelierte eine niedrigere Cortisolkonzentration mit stärkeren depressiven Symptomen, die 14 Monate nach der Geburt auftraten. Die Forschung deutet darauf hin, dass Veränderungen in der Cortisolsekretion möglicherweise den Veränderungen in der väterlichen PDS folgen. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass ein höherer Schweregrad der väterlichen PDS acht Wochen nach der Geburt mit erhöhten Cortisolkonzentrationen 14 Monate später verbunden war. Zukünftige Studien sollten sich auf Väter mit höherer depressiver Belastung konzentrieren, um gefährdete Gruppen effektiver zu identifizieren und geeignete Therapien zu entwickeln. Die Studie wurde in der Fachzeitschrift Progress in Neuro-Psychopharmacology and Biological Psychiatry veröffentlicht und ist frei verfügbar.
Auswirkungen auf Väter
Das Phänomen der postpartalen Depression betrifft nicht nur Mütter. Statistiken zeigen, dass etwa 5% der Väter ebenfalls an PDS leiden können. Ein Beispiel ist Jan, ein 33-jähriger Vater, der nach der Geburt seines Sohnes unter emotionalen Belastungen litt, darunter Schlafentzug und Partnerschaftsprobleme. Seine Partnerin bekam eine Diagnose einer Wochenbettdepression und benötigte stationäre Behandlung. Nach einem psychischen und physischen Zusammenbruch wurde auch bei Jan PDS diagnostiziert.
Jan ist ein Beispiel für viele Väter, die oft nicht erkennen, dass sie ebenfalls betroffen sein können. Diese Depressionen können Monate nach der Geburt auftreten und äußern sich durch Gefühle der Überforderung und Distanzierung zum Kind. In einem Gespräch mit medizinischem Fachpersonal wurde Jan auf seine Symptome angesprochen, was schließlich zu seiner Hilfe führte. Prof. Sarah Kittel-Schneider vom Universitätsklinikum Würzburg betont die Bedeutung von Forschung zu psychischen Erkrankungen, die auch Väter einbezieht, jedoch gibt es kaum spezialisierte Angebote für diese Gruppe.
Prävention und Therapieansätze
Die Fähigkeit, PDS frühzeitig zu erkennen, gilt als entscheidend. Studien verdeutlichen, dass der Testosteronspiegel bei Vätern nach der Geburt fällt, was mit depressiven Symptomen korreliert. Präventive Maßnahmen und die Aufklärung über PDS sind notwendig, um das Auftreten von Depressionen bei Vätern zu mindern.
Die Therapieansätze variieren je nach Schweregrad der Depression. Für leichte depressive Episoden wird Stressreduktion empfohlen, inklusive körperlicher Aktivität und gesunder Ernährung. Bei mittelschweren und schweren Depressionen sind Psychotherapie und gegebenenfalls der Einsatz von Antidepressiva sinnvoll. Es ist wichtig zu beachten, dass Antidepressiva allein die Bindung zum Kind nicht zwingend verbessern, spezielle Therapieansätze sind notwendig, um die emotionale Bindung zu fördern. Unbehandelt kann PDS negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes haben, einschließlich emotionaler Bindungsstörungen. Jan möchte andere Väter ermutigen, Hilfe zu suchen, da es einen gesellschaftlichen Zusammenhang von Stigmatisierung und Scham gibt, der viele von der Inanspruchnahme notwendiger Unterstützung abhält.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sowohl die Ergebnisse der Studie von Prof. Garthus-Niegel als auch die persönlichen Erfahrungen von Vätern wie Jan verdeutlichen, dass PDS ein ernstes, jedoch oft unbeachtetes Thema ist. Es bedarf einer umfassenden Sensibilisierung sowie individueller Therapieansätze, um die psychische Gesundheit von Vätern nach der Geburt zu unterstützen und die negative Auswirkungen auf die gesamte Familie zu minimieren. Weitere Informationen zu den Symptomen der postpartalen Depression und deren Auswirkungen auf Väter finden Sie auch bei ZDF.
Darüber hinaus ist es wichtig, die Forschung in diesem Bereich fortzusetzen, um effektive Präventions- und Interventionsstrategien für betroffene Väter zu entwickeln. Die Symptome sind oft subtil und können in der Hektik des Alltags übersehen werden – sowohl von den Vätern selbst als auch von den Angehörigen. Dabei ist das frühzeitige Erkennen entscheidend für die Behandlung und das Wohlbefinden der ganzen Familie.