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Revolution in der Hethitologie: Neues digitales Werkzeug für Keilschriftforschung!

Ein Forschungsteam aus Mainz, Marburg und Würzburg präsentiert innovative digitale Werkzeuge zur Erforschung der Keilschrift. Erleben Sie die Zukunft der Hethitologie und entdecken Sie historische Texte online.

Ein interdisziplinäres Team aus den Universitäten Mainz, Marburg und Würzburg hat ein bahnbrechendes digitales Werkzeug für die Keilschriftforschung entwickelt. Dieses Projekt trägt den Namen Thesaurus Linguarum Hethaeorum Digitalis (TLHdig) und wurde an der UNESCO-Welterbestätte Boğazköy-Hattuša, der ehemaligen Hauptstadt des hethitischen Reiches, vorgestellt. Die Region ist berühmt für ihre Keilschrifttafeln, die zu den größten Textgruppen des Alten Orients gehören und Texte in hethitischer, sowie in anderen anatolischen Sprachen, sumerischen, akkadischen und hurritischen Sprachen enthalten.

TLHdig bietet seit 2023 einen Online-Zugang zu den historischen Quellen und hat bereits über 100.000 Zugriffe pro Monat. Die aktuelle Version 0.2 umfasst mehr als 98% aller veröffentlichten Quellen, das sind etwa 22.000 XML-Textdokumente. Insgesamt besteht das Korpus aus fast 400.000 transliterierten Zeilen, was für die wissenschaftliche Gemeinschaft von enormem Wert ist.

Forschungswerkzeug für die Hethitologie

Die neue digitale Plattform ermöglicht es Forschenden, Texte in Transliteration oder Keilschrift zu durchsuchen und dabei komplexe Abfragen mithilfe von Filtern anzuwenden. Dies stellt einen bedeutenden Fortschritt in der regelbasierten digitalen Textbearbeitung dar. Nutzer können Transliterationen aus Textverarbeitungsprogrammen in die Benutzeroberfläche einfügen und online bearbeiten, was die Zugänglichkeit und Nutzung der Daten erheblich erleichtert.

Das TLHdig-Projekt wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert und hat ein Budget von 520.000 Euro für die kommenden drei Jahre. Durch diese Förderung wird Mainz als weltweites Zentrum der Hethitologie weiter gestärkt. Der Fachbereich hat dort eine lange Tradition und verankert die Hethitologie seit den 1960er-Jahren. Zudem beherbergt Mainz das größte Archiv mit hethitischen Schriften in Umschrift.

Umfang und Zielsetzung des Projekts

Im Rahmen des Projekts werden etwa 30.000 Manuskripte bearbeitet, die überwiegend in hethitischer Sprache verfasst sind, sowie in geringerem Umfang auch in Luwisch und Palaisch. Doris Prechel und ihr Team tragen eine Sammlung von Beschwörungsritualen bei, die die Bemühungen der Menschen dokumentieren, das Wohlwollen der Götter zu gewinnen. Ein großer Teil der Tontafeln und Fragmente aus Hattusa ist bereits digitalisiert und wird mit Erklärungen versehen, um die Verwendung zu erleichtern.

Das Endziel des TLHdig-Projekts ist die Schaffung eines „lebenden Archivs“ hethitischer Manuskripte in Umschrift. Durch die Integration neuer Keilschrifttexte aus hethitischen Fundorten wird die Plattform kontinuierlich erweitert. Die digitalisierten Texte werden über das Hethitologie-Portal Mainz zugänglich gemacht.

Das Team, zu dem die Professoren Gerfrid Müller, Doris Prechel, Elisabeth Rieken und Daniel Schwemer gehören, betont die Bedeutung des Projekts für die Weiterentwicklung und den Zugang zu hethitischen Quellen für die Forschung. Mit der Version 1.0, die für Ende 2025 angekündigt ist, wird eine vollständige Abdeckung aller veröffentlichten Texte angestrebt. Damit wird TLHdig zu einem unverzichtbaren Werkzeug für die Keilschriftforschung und stellt einen entscheidenden Beitrag zur Erschließung alter Texte dar.

Referenz 1
www.uni-wuerzburg.de
Referenz 3
www.archaeologie-online.de
Quellen gesamt
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