
Ein Baustoffhersteller plant in Unterfranken den großflächigen Abbau von Gips, was auf starkes Interesse und Bedenken seitens der Anwohner und Naturschützer stößt. Das geplante Bergwerk befindet sich nahe Würzburg und ist Teil eines umfassenden Genehmigungsverfahrens, das seit 1997 Diskussionen ausgelöst hat. Mehr als 540 private Einwendungen gegen das Projekt sind bereits beim Bergamt Nordbayern eingegangen, und Experten rechnen damit, dass diese Zahl noch steigen könnte. Die zentralen Sorgen der Einwender beziehen sich auf die langfristige Sicherheit der Trinkwasserversorgung, die durch den Abbau möglicherweise gefährdet wird.
Marco Pabstmann, Technischer Direktor bei Knauf, betont die Bedeutung des Naturgips als Einnahmequelle. Finanzielle Anreize stehen jedoch im Spannungsfeld zu Umwelt- und Ressourcenfragen, insbesondere der Trinkwasserversorgung in der Region. Die Trinkwasserversorgung Würzburg hat laut Berichten Bedenken geäußert, dass Grundwasser ins Bergwerk eindringen könnte, was drastische Folgen für die Versorgung der etwa 65.000 betroffenen Menschen haben könnte. Die angesprochene Gefahr ist konkret: Bereits kleine Risse im Boden könnten zu einem Verlust von bis zu 20 Prozent des Quellvolumens führen, warnte Alfred Lanfervoß von der Trinkwasserversorgung.
Tiefere Einblicke in das Projekt
Das geplante Bergwerk erstreckt sich über eine Fläche von 7,1 Quadratkilometern und wird voraussichtlich ein Gipsvorkommen von rund 100 Millionen Tonnen umfassen. Der Abbau soll in Tiefen zwischen 70 und 130 Metern erfolgen, wobei jährlich zunächst 300.000 Tonnen und maximal bis zu einer Million Tonnen abgebaut werden sollen. Ein unabhängiges Gutachten hat festgestellt, dass die Maßnahme keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung haben dürfte. Eine mindestens neun Meter dicke Tonschicht soll das Bergwerk von wasserführenden Schichten trennen, und Grundwasser-Messstellen sind geplant, um den Abbau zu überwachen.
Im Hinblick auf die bestehenden Bedenken will Knauf den Abbau als sicher darstellen. Studien und Gutachten, insbesondere ein Bericht von einem Tochterunternehmen des TÜV Nord, prognostizieren, dass der mögliche Einfluss auf die Trinkwasserversorgung minimal sei. Trotzdem läuft parallel ein Verfahren zur Erweiterung des Wasserschutzgebietes „Zeller Quellstollen“ von 8 auf 66 Quadratkilometer, welches auch das geplante Bergwerk betrifft.
Ökologische und soziale Auswirkungen des Bergbaus
Die anhaltenden Diskussionen und Widerstände um das Bergwerk sind Teil eines größeren Themas, das auch in internationalen Konferenzen behandelt wird. Bei der 10. Wasserwerkstatt, die 2020 stattfand, wurden Anfragen zur nachhaltigen Wasserbewirtschaftung im Bergbau und den damit verbundenen sozialen und ökologischen Risiken erörtert. In vielen Fällen werden Bergbauprojekte aufgrund ihrer potenziellen Beeinflussung von Wasserressourcen kritisch betrachtet. Der Konflikt um das Gips-Bergwerk in Unterfranken verdeutlicht, wie wichtig Governance-Mechanismen sind, um nachteilige Auswirkungen auf die Umwelt, insbesondere auf Wasserressourcen, zu minimieren.
Ein Sprecher der Regierung von Oberfranken teilt mit, dass die Frist für Einwände am Donnerstag endet. Die Entscheidung des Bergamts über das geplante Bergwerk, das voraussichtlich bis Ende 2024 getroffen werden soll, dürfte weitreichende Folgen für die Region und ihre Wasserversorgung haben. Die Bedenken aus der Bevölkerung und von Umweltschützer:innen unterstreichen die Verantwortung, die Bergbauunternehmen im Umgang mit ressourcenschonenden Praktiken tragen müssen, um einen konsistenten Dialog zwischen den verschiedenen Interessengruppen sicherzustellen.