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Kampf gegen das Artensterben: Insektenvielfalt im Frankenland retten!

Ein Forschungsteam der Universität Würzburg untersucht, wie die Lebensbedingungen für Insekten in fränkischen Kalkmagerrasen verbessert werden können, um der Bedrohung der Artenvielfalt entgegenzuwirken.

Ein Forschungsteam der Universität Würzburg hat in einer aktuellen Studie Maßnahmen untersucht, die das Lebensumfeld für Insekten in fränkischen Landschaften verbessern könnten. Angesichts des alarmierenden Rückgangs der biologischen Vielfalt spielt diese Forschung eine zentrale Rolle in der Strategie, um das Insektensterben zu bekämpfen. Laut dem Weltbiodiversitätsrat sind von etwa acht Millionen Arten eine Million vom Aussterben bedroht. Neuere Studien sprechen sogar von zwei Millionen gefährdeten Arten. Diese Entwicklungen stehen im direkten Zusammenhang mit der intensiven Landwirtschaft, Flächenversiegelung, Schadstoffen in der Umwelt und dem Klimawandel, die alle zur Abnahme der Artenvielfalt in Kulturlandschaften beitragen.

Die Studie, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B, beschäftigte sich mit 40 Kalkmagerrasen-Flächen in Nordbayern, darunter Regionen wie Würzburg, Rhön, Bayreuth und die Fränkische Schweiz. Unter der Leitung von Professor Ingolf Steffan-Dewenter, Professor Andrea Holzschuh und Professor Jochen Krauss sammelte Doktorandin Carolin Biegerl über fünf Monate hinweg Daten zu Bienen, Schwebfliegen und Schmetterlingen. Dabei konnten insgesamt 231 Wildbienenarten, 90 Schmetterlingsarten und 62 Schwebfliegenarten identifiziert werden. Es ergab sich, dass rund ein Viertel der Wildbienenarten sowie ein Drittel der Schmetterlingsarten als gefährdet gelten.

Korrelation zwischen Flächengröße und Artenreichtum

Die Untersuchung zeigte interessante Korrelationen: Größere Kalkmagerrasenflächen korrelieren signifikant mit einem höheren Artenreichtum bei Solitärbienen und Schmetterlingen. Im Umkehrschluss konnte festgestellt werden, dass die Zunahme angrenzender Ackerflächen um einen Hektar zu einem Rückgang der Bienenpopulationen um ein Drittel führt. Um den Artenverlust zu bremsen, ist es daher entscheidend, die Lebensraumqualität zu verbessern und angepasste Bewirtschaftungsstrategien zu implementieren. Diese Erkenntnisse unterstützen die Argumentation für ökologischen Landbau, der positive Effekte auf die Artenvielfalt in der Landwirtschaft aufweist. Bei einer ökologisch bewirtschafteten Fläche von zehn Prozent erhöht sich die Anzahl der Hummeln um zehn Prozent und die gefährdeten Schmetterlinge sogar um zwanzig Prozent.

Darüber hinaus argumentiert das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), dass der Erhalt der Biodiversität eine zentrale Rolle für die nachhaltige Nahrungsmittelproduktion spielt. Insekten, insbesondere Bienen, sind für die Bestäubung von Pflanzen unverzichtbar. Um dem Rückgang der Insektenpopulationen entgegenzuwirken, unterstützt das BMEL zahlreiche Projekte, die auf den Schutz und die Förderung der Biodiversität abzielen. Jährlich investiert das Ministerium rund drei Millionen Euro in entsprechende Initiativen.

Maßnahmen zur Biodiversitätsförderung

Um die Biodiversität in der Landwirtschaft zu sichern, sind verschiedene Maßnahmen erforderlich. Das BMEL hat beispielsweise eine nationale Strategie zur biologischen Vielfalt (NBS) sowie Aktionsprogramme, die sich spezifisch mit dem Insektenschutz befassen, eingeführt. Zudem soll die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab 2023 zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft führen.

Initiativen wie das EU-geförderte Projekt LIFE Insektenfördernde Regionen bieten praktische Tipps und Maßnahmen, die von Landwirten in verschiedenen Bereichen wie Ackerbau oder Obstbau umgesetzt werden können. Maßnahmenblätter, die gemeinsam mit Landwirten entwickelt wurden, umfassen unter anderem insektenfreundliche Mahd und die Begrünung von Fahrgassen im Obstbau. Das Ziel dieser Initiativen ist es, verschiedene Landnutzungsakteure zu vernetzen und somit eine nachhaltige Umsetzung von Biodiversitäts- und Insektenschutz zu gewährleisten.

Die Erkenntnisse aus den Studien und die unterstützenden Maßnahmen verdeutlichen die Dringlichkeit, die Lebensräume von Insekten zu verbessern und besser zu vernetzen. Damit soll das Artensterben verlangsamt und die biologische Vielfalt in unseren Landschaften erhalten werden.

Referenz 1
www.uni-wuerzburg.de
Referenz 2
www.bmel.de
Referenz 3
globalnature.org
Quellen gesamt
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