
Schiedsrichter Sascha Stegemann kehrt auf die große Bühne zurück, indem er am Freitagabend das Spiel von Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen leitet. Dies ist besonders bemerkenswert, da Stegemann erst vor wenigen Monaten gewaltige Herausforderungen durchlebte, nachdem er im April 2023 einen klaren Foulelfmeter für den BVB in einer bedeutenden Partie gegen den VfL Bochum verweigert hatte.
Das besagte Spiel endete 1:1 und kostete Dortmund wertvolle Punkte im Meisterschaftsrennen, das letztlich von Bayern München gewonnen wurde. Der Fehler brachte Stegemann in den Fokus öffentlicher und medialer Kritik – eine Situation, die ihn bis zur Alarmstufe Rot belastete und sogar Morddrohungen gegen ihn und seine Familie nach sich zog. Die Einschüchterungen führten dazu, dass er vier Wochen unter Polizeischutz stehen musste, wie sportschau.de berichtet.
Rückblick auf einen schwierigen Moment
Nach dem umstrittenen Spiel entschuldigte sich Stegemann am folgenden Tag für seinen gravierenden Fehler. Er sah sich nicht nur den Konsequenzen seiner Entscheidung gegenüber, sondern auch den emotionalen Nachwirkungen. Vor seinen Kollegen an der Sporthochschule Köln berichtete er von den schockierenden Reaktionen und der Angst um seine Sicherheit. Seine Frau hinterließ ihm in der Kabine eine besorgte Nachricht: „Oh mein Gott, sie zerreißen dich.“
Stegemann, der während des Spiels von seiner Entscheidung überzeugt war und nicht vom Videoassistenten zur Überprüfung aufgefordert wurde, realisierte erst nach dem Spiel, welche Tragweite seine Entscheidung für die Meisterschaft hatte. Diese Erkenntnis belastete ihn so stark, dass er sich an den ersten 30 Kilometern seiner Rückfahrt nicht mehr an den Weg erinnern konnte. Zudem musste er einen geplanten Ausflug mit seinem Sohn absagen, um den Medien gegenüberzutreten und Verantwortung zu übernehmen.
Psychologische Auswirkungen des Schiedsrichterwesens
Die belastenden Ereignisse und die anschließenden Drohungen machen deutlich, wie hoch der Druck auf Schiedsrichter wie Stegemann ist. Studien, wie sie in der Veranstaltung zur Sportpsychologie Vortrag dargestellt sind, zeigen, dass Fehlentscheidungen nicht nur Spiel- und Meisterschaftsschicksale beeinflussen, sondern auch zu erheblichen Stressoren für die Schiedsrichter werden können. Emotionale und kognitive Stressreaktionen sind häufig und erfordern, dass die Schiedsrichter Strategien zur Selbstregulierung, Konzentrationssteigerung und Problemlösung entwickeln.
Stegemann hat die Unterstützung seiner Frau erfahren, die ihm Mut machte, im Schiedsrichtergeschäft zu bleiben. In einer Zeit, in der viele aufgrund des Drucks und der Kritik aus dem Schiedsrichterwesen aussteigen, ist es bemerkenswert, dass er aus dieser Erfahrung lernt und sich für den Sport engagiert. Am 6. Januar 2025 leitet er erneut ein wichtiges Spiel in der Bundesliga und zeigt, dass er trotz aller Widrigkeiten zurückkehrt.