
Die Raumfahrttechnologie steht vor einem bedeutsamen Wendepunkt, insbesondere für Boeing und ihr Raumschiff Starliner. US-Astronauten Suni Williams und Butch Wilmore, die seit fast neun Monaten auf der Internationalen Raumstation (ISS) sind, könnten bald zur Erde zurückkehren. Doch das Rückflugabenteuer gestaltet sich komplexer als ursprünglich geplant, da ihr Starliner erhebliche technische Probleme hatte. SpaceX wird nun den Rückflug der beiden Astronauten übernehmen, indem sie mit einer bereits für Missionen eingesetzten Kapsel zurückfliegen.
Wie Sächsische berichtet, könnte der Rückflug frühestens am 16. März stattfinden. Williams und Wilmore gehören zur neuen ISS-Crew „Crew 10“, die zusätzlich aus Anne McClain, Nichole Ayers, Takuya Onishi und Kirill Peskow besteht. Boeing sieht sich in der Verantwortung, die technischen Mängel am Starliner zu beheben, um die Zertifizierung für bemannte Missionen von der NASA zu erhalten. Die Probleme bei den bisher durchgeführten Testflügen sind vielfältig: Manövriertriebwerke, defekte Treibstoffventile und Heliumlecks wurden identifiziert.
Zeitdruck für Boeing
Die finanzielle Situation für Boeing ist alarmierend. Bereits 523 Millionen US-Dollar Verlust hat das Unternehmen im Jahr 2024 aus dem Starliner-Programm gemeldet, während die Gesamtverluste seit 2016 sich auf fast zwei Milliarden US-Dollar belaufen. Dies steht im Einklang mit dem zunehmenden Zeitdruck, da die ISS voraussichtlich 2030 ihren Betrieb einstellen wird. Die Möglichkeit einer Zertifizierung für den Starliner erfordert dringend Lösungen, da NASA und Boeing spezifische Probleme identifiziert haben, die zusätzliche Arbeiten nach sich ziehen. Auf konkrete Zukunftsperspektiven des Starliner-Projekts geben beide Organisationen jedoch keine klaren Antworten.
In einem weiteren Schritt zur Verbesserung der Situation hat Boeing bereits die Software für das Starliner-Crew-Kapsel requalifiziert, was nötig war, nachdem der erste Testflug 2019 aufgrund von Softwareproblemen nicht wie geplant durchgeführt werden konnte. Der zweite Orbitalflug-Test (OFT-2) soll jetzt am 29. März stattfinden. Techniker am Kennedy Space Center arbeiten eng zusammen, um eine unbemannte Testmission vorzubereiten, die die gesamte Flugsequenz demonstrieren soll.
Überblick über die Starliner-Missionen
Wie Spaceflight Now berichtet, wird der OFT-2-Test auch eine entscheidende Rolle bei der Vorbereitung von zukünftigen bemannten Missionen spielen. Der Testflug soll einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen in Anspruch nehmen und eine Überprüfung der aktualisierten Software durchführen. Seit den letzten Vorfällen hat ein unabhängiges Überprüfungsteam 80 Empfehlungen für eine verbesserte Softwaretestung und -überwachung an das Boeing-Team herausgegeben.
Zu den Änderungen gehören eine neue Abdeckung für das Dockingsystem, die das Docking-Port während des Wiedereintritts schützt, sowie eine umfassende Simulation des Testflugs, um die Software von der Vorbereitung bis zur Landung zu testen. Die kontinuierlichen Schwierigkeiten beim Starliner-Programm geraten immer mehr ins Rampenlicht die innerhalb der Raumfahrtgemeinschaft als kritische Entwicklung angesehen werden.
Während Präsident Donald Trump und andere behaupteten, die Astronauten seien aus politischen Gründen „im Stich gelassen“ worden, widersprechen die Astronauten und Experten dieser Auffassung entschieden. Williams und Wilmore betonen, dass sie sich bei ihrer Mission nicht verlassen fühlten und dass es sich um einen Testflug handelte. In dieser Zeit auf der ISS haben sie an Experimenten gearbeitet und einen Außenbordeinsatz durchgeführt. Die Fortschritte in der Raumfahrttechnologie stehen auf der Kippe, und der Ausgang dieser Mission könnte weitreichende Folgen für die Zukunft von Boeing und den amerikanischen Raumfahrtmissionen haben.