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Überlistet und Erpresst: Rosenheimerin fiel 1974 einem Exorzisten zum Opfer

Ein skandalöser Fall aus dem Jahr 1974: Ein 18-Jähriger und eine 15-Jährige betrügen eine Rosenheimerin um 38.000 Mark, indem sie einen fiktiven Exorzismus inszenieren. Die Tragödie endet vor Gericht.

Kurz nach Weihnachten 1974 wurde die Stadt Rosenheim von einem Betrugsfall erschüttert, der skurrile und tragische Dimensionen annahm. Ein 18-Jähriger und die 15-jährige Tochter einer Frau verwickelten sich in einen Plan, der ihrer Mutter 38.000 Mark, was heute etwa 61.940 Euro entspricht, entlockte. In Anlehnung an den damals populären Film „Der Exorzist“ inszenierte sich das Mädchen als besessen, um Geld von ihrer Mutter zu erpressen, während der 18-Jährige als selbsternannter Teufelsaustreiber auftrat. Über einen Zeitraum von sechs Wochen gelang es dem Pärchen, die Summe zu erpressen und für verschiedene persönliche Ausgaben wie Filme und Haustiere zu verwenden.

Die kriminelle Machenschaft blieb nicht lange unentdeckt. Ein Pfarrer, der von den abnormalen Vorkommnissen Wind bekam, informierte die Polizei, die daraufhin Ermittlungen aufnahm. Bei einer anschließenden Polizeiaktion waren lediglich noch 2.000 Mark vorhanden. Die Mutter, eine Putzfrau, geriet durch die Erpressung in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten und erhielt aus dem Verkauf der erbeuteten Gegenstände lediglich 700 Mark zurück.

Strafrechtliche Konsequenzen

Der 18-Jährige wurde nicht nur wegen räuberischer Erpressung vor Gericht gestellt und zu zwei Jahren Haft verurteilt, sondern war zudem wegen Zuhälterei angeklagt, da er ein 17-jähriges Mädchen aus dem Milieu auf den Strich geschickt hatte. Die 15-Jährige wurde zu einem Jahr Jugendstrafe verurteilt. Ihre Pläne, nach ihrer Strafe Krankenschwester zu werden, scheinen von den Geschehnissen stark beeinträchtigt.

Der Komplize des 18-Jährigen erhielt eine Strafe von 14 Monaten wegen schwerer Diebstähle. Das Gericht berücksichtigte allerdings die gute Führung des 18-Jährigen in der Jugendstrafanstalt. Diese Vorfälle werfen ein Licht auf das komplexe Zusammenspiel von kriminellen Machenschaften und je nach Denkschema oft falsch verstandenen Praktiken wie dem Exorzismus.

Die Realität des Exorzismus

Exorzismus ist in der Popkultur oft von Geheimnissen und Fehlinformationen umgeben, und viele Menschen sind sich der wahren Natur des Amtes nicht bewusst. Wie catholicus.eu erklärt, hat Exorzismus seine Wurzeln im Evangelium, wobei Jesus bereits Dämonen ausgetrieben hat. Die apostolische Praxis der Kirche sieht vor, dass Exorzismen als Akt der Barmherzigkeit durchgeführt werden, um Menschen von dämonischem Einfluss zu befreien.

Der Unterschied zwischen großen und kleinen Exorzismen wird dabei klar: Während kleine Exorzismen bei der Taufe vorkommen, erfordern große Exorzismen die Autorisierung durch Priester und sind kein automatisches Verfahren, sondern erfordern tiefes Gebet und Glauben.

Moderne Aspekte des Exorzismus

Die Relevanz des Exorzismus hat in der modernen Gesellschaft zugenommen, was auch mit der Gründung der Internationalen Vereinigung der Exorzisten (IAE) im Jahr 1990 durch Gabrielle Amorth zusammenhängt. Diese Vereinigung fördert den Austausch und das Wissen über Exorzismus-Praktiken und zeigt, dass die Behandlung von Besessenheit in der katholischen Kirche eine lebendige Dynamik hat. Laut westarp.de erfolgt die Durchführung von Exorzismen unter strengen Richtlinien, wobei Exorzisten tiefen Glauben und Verständnis für psychologische sowie medizinische Aspekte benötigen.

Im digitalen Zeitalter bietet die Kirche sogar Exorzismus-Gebete als App an und hat begonnen, Exorzismen über Plattformen wie Skype durchzuführen. Dies sind Versuche, den Glauben mit modernen wissenschaftlichen Konzepten zu verknüpfen, um den wachsenden Interessen an Exorzismus und dämonischer Besessenheit in religiösen und populärkulturellen Kontexten Rechnung zu tragen.

Die Verflechtung des Einzelfalls in Rosenheim mit dem Phänomen des Exorzismus ist aufschlussreich. Während einige auf illegale Weise von der Angst vor dem Übersinnlichen profitierten, bleibt der Exorzismus als ernstzunehmende Praxis der Kirche ein Thema, das sowohl Glaubensfragen als auch psychologische und soziale Dimensionen umfasst.

Referenz 1
www.rosenheim24.de
Referenz 2
catholicus.eu
Referenz 3
www.westarp.de
Quellen gesamt
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