
In Kanada steht Premierminister Justin Trudeau vor einer gravierenden politischen Wende. Berichten zufolge wird er voraussichtlich bis Mittwoch, den 8. Januar, seinen Rücktritt als Vorsitzender der „Liberalen Partei“ bekanntgeben, eventuell sogar schon am Montag. Diese Informationen stammen aus mehreren Quellen, darunter die etablierten Medien „The Globe and Mail“ und „Toronto Star“, die sich auf Insider aus Trudeaus Umfeld stützen. Unklar bleibt jedoch, ob Trudeau auch sein Amt als Premierminister niederlegen wird. Eine Krisensitzung seiner Partei steht kurz bevor, und der Premier möchte den Eindruck vermeiden, dass er unter Druck zurücktritt.
Seit Wochen sehen sich Trudeau und seine Partei einem enormen politischen Druck ausgesetzt. Umfragen zeigen, dass die Liberalen in der Wählergunst weit hinter den Konservativen unter Pierre Poilievre zurückfallen. Aktuelle Daten belegen, dass Trudeau und seine Liberalen mehr als 20 Prozentpunkte hinter den Konservativen liegen. Dies wird oft mit einer gesteigerten Unzufriedenheit mit der wirtschaftlichen Lage und der Regierungspolitik in Verbindung gebracht. Trudeau regiert seit 2015 und hat seit 2019 ein Minderheitskabinett, was die Dynamik innerhalb seiner eigenen Partei zusätzlich belastet.
Herausforderungen und Rücktrittsforderungen
Trudeau sieht sich Herausforderungen gegenüber, die von der Corona-Pandemie über steigende Inflation bis hin zu Kritik an seiner Einwanderungspolitik reichen. Der Rücktritt von Finanzministerin Chrystia Freeland am 16. Dezember 2024 verschärfte die Situation weiter. Freeland nannte Trudeaus mangelnde Bereitschaft, auf Experten zu hören, als Grund für ihren Rücktritt, was das Vertrauen in die Regierung zusätzlich erschütterte. Der Druck auf Trudeau wächst, insbesondere da auch Jagmeet Singh, der Vorsitzende der Neuen Demokratischen Partei (NDP), nach Freelands Rücktritt ebenfalls einen Rücktritt Trudeaus forderte.
Experten warnen, dass ein Rücktritt Trudeau zu vorgezogenen Neuwahlen führen könnte. Ein neues Parlament muss spätestens bis Oktober 2025 gewählt werden. Insidern zufolge ist der nationale Vorstand der Liberalen Partei besorgt über die drohende historische Wahlniederlage und plant ein Treffen, um mögliche Führungswechsel zu diskutieren. Der Widerstand gegen Trudeau in der eigenen Fraktion ist in den letzten Wochen spürbar gewachsen, was sich auch in Hasstiraden gegen ihn und in der Forderung nach einem Wechsel an der Parteispitze widerspiegelt.
US-Politik und wirtschaftliche Folgen
Die geopolitische Lage und der Einfluss der US-Politik, insbesondere durch Donald Trumps Ankündigung, Strafzölle gegen Kanada und Mexiko einzuführen, belasten die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder stark. Der Handelswert zwischen Kanada und den USA beträgt etwa 923 Milliarden US-Dollar und jede erschütterte Beziehung könnte tiefgreifende Auswirkungen haben. Dies trägt nicht nur zur wirtschaftlichen Unsicherheit bei, sondern beeinflusst auch das Vertrauen der Wähler in die Regierungspolitik.
Da Trudeau unter erhöhtem Druck steht, bleibt das öffentliche und politische Interesse hoch, wie sich die Situation bis zur geplanten Ankündigung entwickeln wird. Die Liberalen sehen sich vor einer strategischen Herausforderung und müssen sich fragen, wie sie die kommenden Monate navigieren wollen, um ihre politische Zukunft zu sichern. Ein Misstrauensvotum gegen Trudeau könnte bereits Ende Januar stattfinden, was zusätzliche Unsicherheit schafft.
Für Trudeau könnte diese Phase das Ende seiner fast zehnjährigen Amtszeit bedeuten. Ob er diesen Schritt wagt und sich den Herausforderungen in seiner Partei und der breiteren politischen Landschaft stellt, bleibt abzuwarten.
Weitere Informationen zu Justin Trudeaus Rücktritt und der politischen Lage in Kanada finden Sie in den Berichten von op-online, Tagesspiegel und Spiegel.