
Im ostkongolesischen Goma hat das brutale Vorgehen der M23-Rebellen in den vergangenen Tagen zu einer tragischen humanitären Krise geführt. Laut den Vereinten Nationen wurden mindestens 900 Leichen in der Stadt geborgen. Diese Zahl, die von zuvor 773 aufgestockt wurde, umfasst nicht die Toten, die in Leichenhallen gebracht wurden, und es liegen weiterhin zahlreiche Leichen auf den Straßen von Goma. Die örtlichen Behörden berichten von fast 2.900 Verletzten, die während mehrtägiger Kämpfe in der Woche erlitten wurden. Diese Gewalt ereignete sich, nachdem die M23 vor einer Woche Goma angegriffen und die Kontrolle über die Stadt übernommen hatte, woraufhin die Rebellen in weitere Gebiete vorrückten.
Berichten zufolge kam es in der Stadt während langwieriger Gefechte zwischen Regierungstruppen und der M23-Miliz zu massiven Verlusten an Menschenleben. Experten vermuten, dass die M23, einer der stärksten bewaffneten Gruppen in der Region, möglicherweise Unterstützung aus dem benachbarten Ruanda erhält. Diese Mutmaßung wird von UN-Experten erhärtet, die einen Einsatz von etwa 4.000 ruandischen Soldaten für die M23 in Betracht ziehen. Historisch ist der Konflikt komplex; die M23 entstand 2021 aus der Vorgängergruppe CNDP, die bereits 2009 einen Friedensvertrag mit der kongolesischen Regierung unterzeichnet hatte. Die M23 wird vorgeworfen, ihre Macht auch durch die Kontrolle von Rohstoffen im Ostkongo, einem reich an Coltan, Gold und Kobalt, zu festigen.
Politische Reaktionen und internationale Lage
Die politischen Spannungen zwischen der DR Kongo und Ruanda sind angestiegen. Der kongolesische Außenminister hat die Unterstützung Ruandas für die M23 als „Kriegserklärung“ bezeichnet. Ruanda wird seit langem vorgeworfen, die Rebellengruppe mit Waffen und Ressourcen zu versorgen, was die Regierung in Kigali jedoch bestreitet. Im Dezember 2024 war Ruanda an gescheiterten Friedensverhandlungen mit der DR Kongo beteiligt, die von Angola vermittelt wurden. Die EU-Außenminister haben Ruanda zuletzt aufgefordert, seine Truppen abzuziehen, während die USA die Verwicklungen Ruandas verurteilt haben.
In Anbetracht der angespannten Situation hat der kenianische Präsident William Ruto einen regionalen Krisengipfel einberufen, bei dem sowohl der kongolesische Präsident Félix Tshisekedi als auch Ruandas Präsident Paul Kagame ihre Teilnahme zugesagt haben. Dies zeigt den regionalen Charakter der Krise, die zahlreiche süd- und ostafrikanische Staaten betrifft. Die kongolesische Regierung hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, Maßnahmen gegen Ruanda zu ergreifen und Sanktionen zu erwägen.
Humanitäre Krise und Flüchtlingsströme
Die humanitäre Situation im Osten Kongo ist bereits vor den jüngsten Kämpfen angespannt. Durch den Einmarsch der M23 in Goma könnte die Krise nun weiter verschärft werden. Laut Berichten mussten seit Anfang 2025 über 400.000 Menschen aus ihren Häusern fliehen, und landesweit sind über 21 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Die Flüchtlingslager sind überfüllt und unterfinanziert, was katastrophale hygienische Bedingungen mit sich bringt.
Der massive Zustrom von Vertriebenen hat die medizinischen Einrichtungen überlastet. Seit Mitte Januar wurden wiederholt Bomben auf Flüchtlingslager abgeworfen, was zahlreiche Menschenleben gefordert hat und zu erneuten Fluchtbewegungen führte. Ärzte berichten von einer untragbaren Lage, in der bereits überlastete Spitäler zusätzliche Verwundete behandeln müssen.
Der brutale Konflikt und die humanitäre Notlage werfen einen langen Schatten über die Region, während die internationale Gemeinschaft zunehmend aufgefordert wird, aktiv zu werden und eine Lösung zu finden.