
Die Waffenruhe im Gaza-Konflikt steht auf der Kippe, während die humanitäre Lage in der Region zunehmend kritisch bleibt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat der Hamas eine Frist gesetzt, bis Samstagmittag Geiseln freizulassen, anderenfalls droht er mit der Wiederaufnahme militärischer Aktionen. Ein Bruch des Abkommens könnte katastrophale Auswirkungen für die Zivilbevölkerung im Gazastreifen sowie für die noch in Gefangenschaft befindlichen Geiseln haben, wie RemsZeitung berichtet.
Am 15. Januar 2025 einigten sich Vertreter der israelischen Regierung und der Hamas auf eine Waffenruhe, die am 19. Januar begann und zunächst für 42 Tage gelten soll. In der ersten Phase dieser Vereinbarung werden die israelischen Streitkräfte aus stark bevölkerten Gebieten des Gazastreifens abgezogen, und die Palästinenser, die in den Süden geflohen sind, sollen in ihre Heimatorte im Norden zurückkehren können. Zudem sind verstärkte humanitäre Hilfsmaßnahmen geplant. Schätzungen zufolge befinden sich derzeit rund 98 der etwa 250 israelischen Geiseln, die am 7. Oktober 2023 verschleppt wurden, in der Gewalt der Hamas, so die Bundeszentrale für politische Bildung.
Geiseln und humanitäre Hilfe
In einem komplizierten Austauschformat sollen für jede freigelassene zivile Geisel 30 verurteilte palästinensische Häftlinge entlassen werden, während militärische Geiseln 50 Häftlinge wert sein sollen. In der dritten Phase des Abkommens sollen schließlich alle Geiseln freigelassen werden, bevor sich die israelischen Streitkräfte vollständig zurückziehen. Humanitäre Hilfe erreicht bereits den Gazastreifen, wo am 19. Januar über 630 Lastwagen mit Hilfsgütern eintrafen. Der Wiederaufbau, einschließlich medizinischer Einrichtungen und Wasserversorgung, steht ebenfalls auf der Agenda, doch bleibt unklar, ob die Waffenruhe dauerhaft anhält und diese Maßnahmen umgesetzt werden können.
Die Lage in Gaza ist verheerend. Laut Amnesty International leben Menschen in provisorischen Zelten ohne Zugang zu Nahrung, Wasser und grundlegender Versorgung. Bis zum 3. Dezember 2024 waren über 44.000 Menschen, darunter mehr als 17.000 Kinder, durch israelische Angriffe getötet worden. Die internationale Gemeinschaft wird aufgefordert, Druck auf Israel auszuüben, um humanitäre Hilfe zuzulassen und die Blockade des Gazastreifens aufzuheben.
Wirtschaftliche Sorgen und internationale Reaktionen
Begleitend zur angespannten Lage im Gazastreifen steigen auch die Erdgaspreise im Großhandel und haben den höchsten Stand seit zwei Jahren erreicht. Dies führt zu schnelleren Entleerungen der Gasspeicher in Deutschland, ohne dass derzeit akute Versorgungsengpässe zu erwarten sind. Die Betreiber der Gasspeicher fordern ein Eingreifen der Bundesregierung zur Stabilisierung der Preise, berichtet die RemsZeitung.
Die Situation in Gaza und die steigenden Energiepreise werfen zudem wirtschaftliche und politische Fragen auf. Die rechtsextreme Partei Otzma Jehudit kündigte ihr Ausscheiden aus der Regierungskoalition an, was die Stabilität der israelischen Regierung gefährden könnte. Gleichzeitig reklamieren sowohl Joe Biden als auch Donald Trump das Abkommen als Erfolg, wobei Biden die detaillierten Verhandlungen lobt und Trump seinen Wahlsieg als Einflussfaktor betont. Markus Netanjahu warnt jedoch, dass militärische Maßnahmen wieder aufgenommen werden, falls die Verhandlungen scheitern sollten. Der Konflikt bleibt angespannt und die soziale sowie wirtschaftliche Stabilität in der Region ist fragil.