
Die Columbia University in New York steht erneut im Mittelpunkt eines Hochschulwechsels. Interims-Präsidentin Katrina Armstrong hat angekündigt, von ihrem Amt zurückzutreten und übernimmt ihre vorherigen Aufgaben zurück. Claire Shipman wird ab sofort die Position der geschäftsführenden Präsidentin übernehmen. Armstrong hatte die Leitung der Universität lediglich sieben Monate inne, nachdem ihre Vorgängerin, Nemat „Minouche“ Shafik, im Sommer 2024 nach öffentlicher Kritik an ihrem Umgang mit propalästinensischen Demonstrationen zurücktrat. Diese dynamische Entwicklung wirft Fragen zur Stabilität der Führung an einer der renommiertesten Universitäten der USA auf.
Im Zuge dieser Veränderungen kündigte die Columbia University an, ihre Protestrichtlinien, Sicherheitsregeln sowie die Abteilung für Nahost-Studien umfassend zu überarbeiten. Diese Maßnahmen reagieren auf den Druck der US-Regierung, die in Aussicht stellt, 400 Millionen US-Dollar an Bundesmitteln für die Universität bereitzustellen. Diese Fördermittel sind jedoch nicht ohne Kontroversen: Die US-Regierung hatte Columbia vorgeworfen, jüdische Studierende nicht ausreichend vor Belästigungen und Bedrohungen zu schützen. Das Problem ist besonders brisant, da an der Universität im vergangenen Jahr große propalästinensische Proteste stattfanden.
Proteste und ihr Einfluss auf die Hochschulpolitik
Die Columbia University war im Frühling 2023 ein Zentrum für pro-palästinensische Proteste, die von der US-Regierung als antisemitisch eingestuft wurden. Aufgrund dieser Vorfälle strich die Regierung Fördergelder in Höhe von 400 Millionen Dollar und begann mit Ermittlungen, die auch andere elite Universitäten wie Harvard, Stanford und die University of Michigan betreffen. Um das Ausmaß dieser Proteste zu verdeutlichen, ist der Fall des palästinensischen Studenten Machmud Chalil von Bedeutung, der in der Nacht zum Sonntag in seinem Apartment festgenommen wurde. Chalil hatte mit seiner prominente Rolle bei den Demonstrationen in New York auf sich aufmerksam gemacht, in denen er beschuldigt wurde, Flugblätter mit einem Hamas-Logo verteilt zu haben.
Obwohl Chalil über eine Greencard und damit eine unbegrenzte Aufenthaltsgenehmigung in den USA verfügt, wurde er in eine Haftanstalt in Louisiana gebracht. Der ehemalige US-Präsident Donald Trump bezeichnete ihn als „radikalen ausländischen Pro-Hamas-Studenten“ und kündigte seine Abschiebung an, was in der Öffentlichkeit zu heftigen Diskussionen führte. Ein Gericht blockierte zunächst die Abschiebung, um Zeit für eine juristische Klärung zu gewinnen, während Chalil rechtliche Schritte gegen seine Abschiebung plant. Bemerkenswerterweise ist er mit einer Amerikanerin verheiratet, die im achten Monat schwanger ist.
Antisemitismus und gesellschaftliche Herausforderungen
Die turbulente Lage an Columbia und anderen US-Eliteuniversitäten ist ein Spiegelbild eines größeren Phänomens, das in den letzten Jahren beobachtet wurde. Professor Bierling von der Universität Regensburg beschreibt einen Anstieg von Antisemitismus in den USA, der nicht nur von rechten Kreisen, sondern auch von linksextremen Studenten und neuen Einwanderern aus arabischen Staaten ausgeht. Dieser wachsend Antisemitismus wird oft während der Proteste gegen die israelische Militäroffensive im Gazastreifen sichtbar.
Die Stimmen der Demonstranten fordern von den Universitäten, ihre finanziellen und wirtschaftlichen Verbindungen zu Israel zu überprüfen. In diesem Zusammenhang warnten Hochschulleitungen, dass die Initiativen der Columbia University möglicherweise zu einem Präzedenzfall führen könnten. Professor Bierling und andere Kritiker heben hervor, dass viele Studenten wenig über die Geschichte des Nahost-Konflikts wissen und die vorherrschende Ideologie an US-Eliteuniversitäten als „woke“ charakterisieren, in der Israel als Unterdrücker dargestellt wird.
Die Zukunft der Columbia University und die Entwicklung des Antisemitismus an amerikanischen Hochschulen werden weiterhin aufmerksam beobachtet, während die Campus-Politik sich verändert und sich den Herausforderungen einer komplexen gesellschaftlichen Realität stellen muss.
Für weitere Informationen über die derzeitigen Entwicklungen an Columbia University, besuchen Sie die Artikel auf merkur.de, welt.de und deutschlandfunk.de.