
Der Umgang mit Technologie und Recht ist ein entscheidendes Thema in der heutigen Zeit, die von digitalen Transformationen geprägt ist. Boris Paal, Richter am Hamburger Landgericht, hat sich bewusst für eine Position an der Technischen Universität München (TUM) entschieden, um interdisziplinär und international zu arbeiten. Diese Entscheidung fällt auf einen Zeitpunkt, an dem rechtliche Fragestellungen zunehmend wichtig werden, insbesondere im Hinblick auf Technologien und deren Entwicklung. Paal sieht sich dabei als Ermöglicher und Gestalter in der juristischen Arbeit und nicht als Verhinderer.
In seiner Funktion betont Paal die Notwendigkeit, rechtliche Fragen bereits in frühen Phasen von Technologieentwicklungen zu berücksichtigen. Er engagiert sich in interdisziplinären Forschungsprojekten, die darauf abzielen, juristische Perspektiven aktiv in die Technologieforschung einzubringen. Zudem beschäftigt sich der Richter mit der Auslegung bestehenden Rechts und der Entwicklung neuer Regelungen, etwa im Kontext der fortschreitenden digitalen Transformation.
Rechtliche Rahmenbedingungen für die digitale Zukunft
Paal plädiert für einen bedachten Umgang mit der Umsetzung neuer europäischer Rechtsakte, wie dem Data Act und dem AI Act. Dabei fordert er eine Evaluierung der bestehenden Gesetze und deren Praktikabilität, bevor neue Regelungen in Kraft treten. Dies erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Juristen und Technologen, um relevante Fragen und Herausforderungen frühzeitig zu adressieren.
Zusammen mit Dr. Sarah Rachut, Geschäftsführerin des TUM Center for Digital Public Services, wird deutlich, wie wichtig das Zusammenspiel von Recht, Technik und Gesellschaft ist. Rachut ist als eine der besten Nachwuchswissenschaftlerinnen Deutschlands ausgezeichnet worden und untersucht, wie Anwendungen wie ChatGPT in den Studienalltag integrierbar sind, ohne dass Innovationen ausgeschlossen werden. Sie betont die Wichtigkeit von rechtssicheren Lösungen anstelle eines Verbots solcher Technologien.
Im Rahmen der Digitalisierung werden die rechtlichen Herausforderungen immer komplexer. Rachut und ihr Kollege Dirk Heckmann entwickelten während der Coronapandemie rechtliche Grundlagen für Online-Vorlesungen und Prüfungen, die als Grundlage für das neue Fernprüfungsrecht in Bayern dienen. Diese Entwicklung zeigt, wie dynamisch und adaptiert das Recht auf technologische Veränderungen reagieren kann und muss.
Die Einbindung juristischer Expertise in technische Prozesse ist von zentraler Bedeutung. Die TUM hat sich hierbei als Vorreiter in der Verbindung dieser beiden Disziplinen etabliert. Die Entwicklungen am Campus belegen, dass das Verständnis der juristischen Dimension von Technologie eine Schlüsselrolle für die zukünftige Gestaltung der digitalen Transformation spielt.