
In Bayern kochen die Gemüter angesichts geplanter Gasbohrungen hoch. In Reichling am Ammersee plant das Unternehmen Genexco Gas, in einer Tiefe von rund 3.000 Metern nach Erdgas zu suchen. Warm anziehen müssen sich nicht nur die Anwohner, denn die Bohrungen stehen inmitten eines erbitterten Streits. Kritiker, darunter Umweltschützer und Kommunalpolitiker, äußern starke Bedenken und warnen vor möglichen Gefahren für das Trinkwasser und die Umwelt.
Bereits mehr als 35.000 Menschen haben eine Petition an den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) unterzeichnet, um ein Aus für die Gasbohrungen in Bayern zu fordern. Diese Initiative wurde unter anderem von den Umweltschutzorganisationen Bund Naturschutz in Bayern (BN), Greenpeace Bayern und Fridays for Future ins Leben gerufen.PNP berichtet, dass die Aufmerksamkeit nun auf die bevorstehenden Probebohrungen gerichtet ist, die im ersten Quartal 2025 beginnen sollen.
Kritik an der Staatsregierung
Der BN-Landesbeauftragte Martin Geilhufe übt scharfe Kritik an der Staatsregierung. Er bemängelt ein mangelndes Interesse am Klimaschutz und wirft ihr vor, das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 aufzugeben. Laut den Kritikern verstärken neue Gasbohrungen die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, was die dringend benötigte Energiewende in Bayern behindert. Die Petition stellt auch einen bestimmten politischen Rahmen in Frage: Es wird eine Anpassung des Landesentwicklungsplans gefordert, um derartige Projekte zu verhindern.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace befürchtet, dass die Bohrstelle in den Lech-Auen, nur 150 Meter von geschützten Gebieten für gefährdete Arten entfernt, negative Auswirkungen auf das Trinkwasser haben könnte. Greenpeace protestierte kürzlich mit einer Aktion in der Nähe des geplanten Bohrplatzes, bei der ein drei Meter hohes CO2-Zeichen aufgestellt wurde sowie der Boden mithilfe von Bunsenbrennern entzündet wurde. „Wir fordern Minister Aiwanger auf, die Bohrungen sofort zu stoppen,“ so ein Sprecher der Organisation.BR berichtet über diese Proteste und das zunehmende Engagement von Bürgerinitiativen.
Fossile Brennstoffe und Klimaziele
Die Diskussion um Gasbohrungen in Bayern fügt sich in einen globalen Kontext ein, der dringendere politische Maßnahmen erfordert, um das 1,5-Grad-Klimaziel einzuhalten. Forschungen zeigen, dass fast 60 % der Gas- und Ölreserven sowie 90 % der Kohle im Boden bleiben müssen, um die Klimaziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Angesichts dieser Tatsachen wächst die Besorgnis über projektierte fossile Brennstoffförderungen.Wissenschaft.de thematisiert die Notwendigkeit, die Förderung fossiler Brennstoffe drastisch zu reduzieren.
Für Reichling haben die Aktivitäten der letzten Monate gezeigt, dass die Zukunft der Erdgasbohrungen ungewiss bleibt. Der Widerstand der Bürger und die Unterstützung durch Umweltschutzorganisationen stellt die Pläne der Unternehmen infrage und könnte zu weitreichenden politischen Konsequenzen führen.