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Premiere der „Dreigroschenoper“ in Nürnberg: Theater voller Überraschungen!

Die Premiere von "Die Dreigroschenoper" am Staatstheater Nürnberg unter Jens-Daniel Herzog begeistert mit humorvollen Elementen und einer modernen Inszenierung, die Brechts soziale Themen aktualisiert.

Am 19. Januar 2025 feierte das Staatstheater Nürnberg die Premiere von Bertolt Brechts „Die Dreigroschenoper“. Inszeniert von Jens-Daniel Herzog, nimmt die Aufführung einen unterhaltsamen Ansatz und präsentiert sich als aufgekratztes Boulevardtheater. Dennoch gerät die tiefere gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Themen Brechts und Weills in den Hintergrund.

Das Bühnenbild von Mathis Neidhardt und die Kostüme von Sibylle Gädeke schaffen ein historisierendes Setting, das die Zuschauer in das viktorianische England entführt. Dabei zeigt sich die Inszenierung nicht als schmutzig, trotz der düsteren Themen, die das Stück behandelt. Das humorvolle Element des steppenden Pferdes und komödiantisches Talent von Chloë Morgan als Lucy verleihen der Aufführung eine erfrischende Note.

Gesellschaftskritik im Vereinfachten

Wie bereits bei der ursprünglichen Uraufführung der „Dreigroschenoper“ am 31. August 1928 im Berliner Theater am Schiffbauerdamm, spiegelt das Stück die dunkle, kriminelle Seite der großstädtischen Welt wider und thematisiert die soziale und wirtschaftliche Verelendung der Zeit. Brecht und Weill wollten ein Werk schaffen, das für das einfache Volk verständlich ist, welches sich oft nur geringe Eintrittspreise leisten konnte. Die schwierige Nachkriegszeit, in der viele Soldaten unter physischen und psychischen Beeinträchtigungen litten und die Gesellschaft durch Armut und Kriminalität geprägt war, zeigt die Relevanz der inhaltlichen Botschaft.

In der Nürnberger Inszenierung wird allerdings die kritische Reflexion über die Zustände der Weimarer Republik in Form von Dialog-Kürzungen und einer betont lockeren Dramaturgie ein wenig verwässert. Zuschauer sollen zur Reflexion angeregt werden – ein Anliegen, das Brecht durch sein „episches Theater“ verfolgte.

Anpassungen und schockierende Enden

Das Bühnenbild beinhaltet eine hochkant gestellte Drehbühne, die durch ihre 360-Grad-Rotation das Zentrum der Handlung für Figur Mackie Messer (dargestellt von Nicolas Frederick Djuren) bildet. Am Ende wird Mackie wie ein schwarzer Messias gehängt, was die schockierende Wende der Geschichte unterstreicht. Zusammen mit Lisa Mies als Celia Peachum, Michael von Au als Bettlerkönig Peachum und Corinna Scheuerle als Jenny wird das Ensemble von einer Nachwuchstruppe aus der Münchner Theaterakademie unterstützt, die in Doppel- bis Dreifachrollen agieren.

Das Publikum zeigt sich begeistert; die finale Applausrunde, begleitet vom Messer-Song und einem Klatschmarsch, unterstreicht die unterhaltsame Komponente der Inszenierung. Dennoch bleibt die Frage, ob die Inszenierung tatsächlich der gesellschaftlichen und politischen Kritik gerecht wird, die Brecht und Weill mit ihrem Werk im Hinterkopf hatten. Ihre Absicht war klar: eine Opernparodie zu schaffen, die die bürgerlich-kapitalistische Welt der Weimarer Republik sowie die dunklen Seiten der Gesellschaft thematisiert.

Die Neuinterpretation von Jens-Daniel Herzog mag den Zugang zu Brechts komplexen Themen erleichtern, stellt jedoch vielleicht auch die tiefere kritische Reflexion in Frage. Wie effektiv die Verbindung von Unterhaltung und sozialer Kritik letztlich gelingt, bleibt abzuwarten, wobei die historischen Kontexte der Weimarer Republik und die vielfältigen gesellschaftlichen Probleme, die damals herrschten, immer im Hintergrund bleiben.

Referenz 1
www.merkur.de
Referenz 2
www.estherlederberg.com
Referenz 3
www.dhm.de
Quellen gesamt
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