
Der Wirecard-Prozess, der seit über zwei Jahren gegen den ehemaligen Vorstands-Chef Markus Braun und zwei Mitangeklagte läuft, zieht sich ohne ein Ende in Sicht. Wie bnn.de berichtet, plant das Landgericht München I, den Prozess zu beschleunigen, indem es sich auf die zehn wichtigsten Anklagevorwürfe konzentriert. Richter Markus Födisch und die vierte Strafkammer befürchten, dass der Prozess ohne diesen Fokus nicht vor 2026 enden kann.
Die Anklage gegen Braun umfasst gravierende Vorwürfe wie die Fälschung der Konzernabschlüsse für die Jahre 2016 bis 2018, falsche Informationen an den Kapitalmarkt sowie Untreue und Betrug gegenüber kreditgebenden Banken. Ursprünglich beinhaltet die Anklage insgesamt 43 Punkte. Bisher wurden schon 168 Verhandlungstage und mehr als 140 Zeugenvernehmungen absolviert.
Erweiterung des Verfahrens bis 2025
Das Landgericht München hat weitere 83 Verhandlungstage bis zum 18. Dezember 2025 angesetzt, was die ohnehin schon langwierigen Verfahren in die nächste Phase verlängert. Laut br.de ist der finanzielle Schaden für die kreditgebenden Banken allein im Wirecard-Betrugsfall auf gut drei Milliarden Euro geschätzt.
Markus Braun, der seit viereinhalb Jahren in Untersuchungshaft sitzt, weist alle Vorwürfe zurück und macht eine Tätergruppe, zu der auch der abgetauchte Ex-Vorstand Jan Marsalek zählt, verantwortlich. Dennoch belastet sein Mitangeklagter Oliver Bellenhaus ihn, indem er behauptet, Braun sei maßgeblich in die Vorfälle involviert gewesen. Die Kammer betrachtet tausende Dokumente, darunter mutmaßliche Scheinverträge und Zahlungsbelege.
Kriminelle Aktivitäten im Management
Ein zentrales Element des Verfahrens ist die unbestrittene Tatsache, dass im Wirecard-Management kriminelle Aktivitäten stattfanden. Während die Frage der Täterschaft umstritten bleibt, ist es unstrittig, dass jahrelang fiktive Umsätze in Milliardenhöhe berichtet wurden. Diese Machenschaften trugen entscheidend zum Zusammenbruch des Unternehmens im Sommer 2020 bei. manager-magazin.de beschreibt den Fall als einen der größten Skandale der jüngeren Wirtschaftsgeschichte.
Die Staatsanwaltschaft plant, sich im Januar 2024 zu den Vorschlägen des Gerichts zu äußern. Viele Aktionäre warten indes auf eine Klärung, sodass bisher am Landgericht München I bereits 8.500 Schadenersatzklagen gegen Markus Braun eingegangen sind. Weitere 19.000 Schadenersatzforderungen wurden angemeldet, ohne dass bislang Klagen erhoben wurden.