
Die Wiederentdeckung von Richard Strauss‘ seltener Oper „Die Liebe der Danae“ erweist sich als ein wahrhaft bewegendes Ereignis an der Bayerischen Staatsoper in München. Obwohl die Oper bereits 1940 vollendet wurde, ist sie erst 1952 posthum in Salzburg uraufgeführt worden. Der Österreichische Komponist kombinierte hierbei zwei antike Sagenkreise und bezeichnete sein Werk als „heitere Mythologie in drei Akten“. Doch die Inszenierung von Claus Guth hinterfragt diesen ironischen Untertitel und präsentiert eine deutlich düstere Lesart der Geschichte.
In einer frappierenden Wendung erkrankte Malin Byström am Vortag der Premiere, was die Besetzung der Titelpartie anspruchsvoll machte. Die talentierte Manuela Uhl sprang kurzfristig ein und erntete für ihren Auftritt Standing Ovations. Sebastian Weigle dirigierte das Bayerische Staatsorchester mit Brillanz und führte das Ensemble präzise durch die musikalischen Herausforderungen des Werkes, das von anspruchsvollen Chorsätzen und einer Mischung aus heldenhafter Emphase und volksliedhafter Schlichtheit geprägt ist.
Modernes Setting mit antikem Bezug
Guths Inszenierung findet in einem modernen Hochhaus statt, das die antike Mythologie mit zeitgenössischen Themen vermischt. Pollux, dargestellt von Vincent Wolfsteiner, wird kurioserweise als Donald Trump inszeniert, was auf die ökonomischen Fragestellungen der Oper abzielt. In dieser globalisierten Welt kann man sich das Schicksal der Protagonistin Danae nur schwer vorstellen, die zwischen den Verführungen von Jupiter und Midas, letzterer mit der grotesken Fähigkeit, alles in Gold zu verwandeln, gefangen ist.
Der psychologisch plausiblen Handlung steht jedoch ein ästhetisch wenig ansprechendes Bühnenbild gegenüber. Das Bühnenbild von Michael Levine und die Kostüme von Ursula Kudrna unterstreichen einen dystopischen Zustand, der im dritten Akt mit einer verwüsteten Hochhausbüro-Szenerie gipfelt. Dies erinnert an Themen von Krieg und Zerstörung. Gleichzeitig illustrieren Bildprojektionen im Finale zerstörtes München und Richard Strauss im Garten, was auf die Identifikation des Komponisten mit dem Gott Jupiter hindeutet.
Guth’s kritische Perspektive
Guth selbst stellt fest, dass die heitere Bezeichnung für die Oper „eine ziemliche Fehlspur“ sei. Er entdeckt in der komplexen Erzählung mehr als ein „rein bukolisches Kostümspiel“. Strauss‘ Werk enthält tiefgreifende, abgründige Ebenen, die den kulturellen und politischen Kontext seiner Entstehungszeit reflektieren. Trotz seiner charmanten musikalischen Momente bleibt die Produktion kritisch und hinterfragt die Werte von Reichtum und Macht, die in einer Welt des zunehmenden Neoliberalismus verankert sind.
„Die Liebe der Danae“ bleibt somit ein seltener Juwel im Opernrepertoire, das trotz seiner heiteren Oberflächlichkeit tiefere Fragen zu den menschlichen Leidenschaften und unserer moralischen Verantwortung aufwirft, wie aus den Berichten von FAZ, die-deutsche-buehne.de und sueddeutsche.de klar wird.